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Kultur: Furios befeuerter Abschluss Weihnachtsoratorium in der Friedenskirche

Er ist jetzt auch musikalisch vollendet, der Kreis der Weihnachtsgeschichte dieses Jahres. Denn am Samstag führten der Oratorienchor Potsdam mit der Kammerakademie Potsdam und den Solisten Ute Selbig, Sopran, Susanne Krummbiegel, Alt, Michael Zabanoff, Tenor, und Gotthold Schwarz, Bass unter Leitung von Matthias Jacob die Kantaten 4 bis 6 des Weihnachtsoratoriums in der Friedenskirche Sanssouci auf.

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Er ist jetzt auch musikalisch vollendet, der Kreis der Weihnachtsgeschichte dieses Jahres. Denn am Samstag führten der Oratorienchor Potsdam mit der Kammerakademie Potsdam und den Solisten Ute Selbig, Sopran, Susanne Krummbiegel, Alt, Michael Zabanoff, Tenor, und Gotthold Schwarz, Bass unter Leitung von Matthias Jacob die Kantaten 4 bis 6 des Weihnachtsoratoriums in der Friedenskirche Sanssouci auf. Im vollbesetzten Gotteshaus drängten sich die Menschen und erwarteten eine bereichernde Begegnung und Verkündigung mit diesem Werk.

Das allerdings wurde nun nicht in jedem Moment erfüllt. Der Orarorienchor bewies einmal mehr, dass er ein verlässlicher musikalischer Partner ist, wiewohl für den runden Eindruck es da und dort an wünschenswerter Frische und Klarheit im Klang fehlte. Sehr gut einstudiert, konnte er dennoch den Verdacht, dass Einsätze nicht immer entschieden genug angegangen wurden, nicht ganz ausräumen. Hingegen wurde der Choral „Ich steh an deiner Krippen hier“ in wunderbar innigem Piano gesungen, war hier zudem die anderswo nicht immer ideale Balance von Männer- und Frauenstimmen sehr gut hergestellt.

Das große Manko des Abends war die Besetzung des Evangelisten. Bach hat ihm mit aufführungsentscheidender Bedeutung die Worte des Evangeliums in den Mund gelegt. Michael Zabanoff ist vom Stimmtypus her kein idealer „Bach-Tenor“, was a priori auch kein Problem ist. Doch stieß er mit dieser Partie an seine Grenzen. Nicht nur der zu oft gedrückt-näselnde Ansatz, die Blässe in der erzählerischen Prägnanz, vor allem die Schwäche in der Höhe und folgend Artikulation führten in seiner letzten Arie „Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken“ zu erheblichen stimmlichen Problemen. Sollte das gesundheitliche Gründe gehabt haben, eine Ansage wäre bitter nötig gewesen.

Hingegen überzeugte Gotthold Schwarz wieder einmal als versierter Oratoriensänger. Ob in seinen Arien oder im kurzen Herodes-Rezitativ, er lies stimmeffizient und deutlich konturiert seine Partie erstrahlen. Ute Selbig schien zunächst relativ zurückhaltend die ihre anzugehen, blühte aber in „Du Falscher, suche nur“ und „Nur ein Wink von seinen Händen“ angenehm auf. Ihre Arie „Flößt, mein Heiland“ gestaltete sich zu einem Höhepunkt des Abends. Diese wurde mit Jan Böttcher an der Oboe und insbesondere mit Susanne Krummbiegel als „Echo“ wunderbar in schönem Fluss und Aufeinander-Hören musiziert. Krummbiegel ging ihre Aufgaben sonst recht forsch an, so dass etwa ihre Rufe „Schweigt, er ist schon wirklich hier“ im Terzett des 5. Teils ganz entschieden, jedoch weniger warmherzig-tröstend wirkten.

Die Kammerakademie Potsdam zeigte sich bei all dem gut disponiert, spielfreudig und präzise, spielte mit der notwendigen fundierten Leichtigkeit und Klangschönheit auf. Erwähnt seien instrumentalsolistisch Peter Rainer und Matan Dagan als hervorragende Violinisten, die der Tenorarie „Ich will nur dir zu Ehren leben“ die musikalische Substanz verliehen oder sich im Terzett feinfühlig den Solisten zur Seite stellten. Matthias Jacob führte alle Beteiligten in unauffälliger Weise und mit sparsamen Gesten durch die Partitur. Aus der ihm eigenen feinen interpretatorischen Zurückhaltung brach er mit einem furios befeuerten Schluss chor aus, was zum freudigen Finale durchaus passte. Christina Siegfried

Christina Siegfried

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