
© Andreas Klaer
Pop-Art-Ausstellung im KunstHaus: Ganz schön hässlich
Wolfgang Rohloffs Arbeiten im Kunsthaus konfrontieren die Besucher mit den Lügen des Dekorativen
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Schön ist das alles nicht. Schön soll es natürlich auch nicht zugehen bei den Collagen von Wolfgang Rohloff. Nicht im dekorativen Sinn, der ja in der Kunst ohnehin nichts zu suchen hat, aber auch nicht im Sinn einer eigenwilligen oder befremdlichen Ästhetik, wie sie etwa in den Collagen des Dadaisten Kurt Schwitters zu finden ist. Zu dessen Erben, schreibt der Kunstkritiker Heinz Ohff im Katalog zur Ausstellung „Material Trivial“, die derzeit im Kunsthaus zu sehen ist, gehöre Rohloff, und das ist, schon angesichts der vielen Braun- und Gelbtöne, nicht von der Hand zu weisen.
Träger dieser depressiven Farben sind Stepp – und Polsterstoffe, Polyester, Brokat und Fellimitat. Stoffe die lügen, die Kostbarkeit vortäuschen, wo nur Armseligkeit ist. Aus ihnen schneidet er Trauben, Bananen und Zitronen und arrangiert sie zu einer Obstkorb-Collage. Für Dekorateure, die Betten, Sofas und Lappen mit solchen Materialien bekleben und betackern, müssen Rohloffs Arbeiten entblößend sein. Das gelingt eben deshalb so gut, weil Rohloff die falschen – die lebendigen oder natürlichen – Dinge damit darstellt: Früchte, Gemüse, Gesichter und Bäume.
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Das lässt einem den Ekel in der Kehle kitzeln. Dass man sich davon so abgestoßen fühlt, liegt an der Trivialität der Materialien. Die nimmt einem fast den Atem, zieht einen hinein in muffige Hotelzimmer, bis zur Leblosigkeit aufgeräumte Wohnstuben oder hin zu Farbpaletten von Bestattungsunternehmen. Das ganz normale Leben also, befreit von all dem Glamour, den man sich – dieser Verdacht kommt unweigerlich, wenn man vor diesen Arbeiten steht – vielleicht viel zu oft im Kopf dazudichtet. Bei Rohloff sind die Versatzstücke des Alltags so trist und lahm wie das Leben vermutlich selbst.
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