Kultur: Geburt der Trottel: BadPGvoc“s zweites Leben
Da stehen sie also auf der Bühne. „Zum letzten Mal!
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Da stehen sie also auf der Bühne. „Zum letzten Mal!“, wie es in der Ankündigung heißt: „BadPGvoc“. Die Band, die sich in den letzten Jahren auf unzähligen Konzerten einen Ruf als exzellente Live-Band erspielt haben, dessen Name aber immer noch für Verwirrung und verknotete Zungen sorgt. Fünf junge Musiker aus Potsdam, die aus Papas Plattenkiste die Perlen herausfischten und sich bei ihren Gigs durch 50 Jahre Rock“n“Roll ackert – jetzt also Aus, Schluss, Vorbei? Erst einmal gab es noch einen schwungvollen Auftritt im „Royal Beat Club“ des Spartacus. Der Saal gefüllt mit Jugendlichen, die in Vorfreude auf die bevorstehenden Sommerferien in bester Laune waren. Mit dem Beatles-Klassiker „Come Together“ steigt der Fünfer ein und die Aufforderung stößt auf offene Ohren und zappelige Beine. Trotz Hitze und Enge tanzt und singt das Publikum begeistert mit. Schön zu sehen, dass sich die Jugend auch zu vermeintlichen Oldies bewegt und nicht nur bei Aggro-Hip-Hop die Hände in die Luft reißt. Mit großen Schritten schreiten „BadPGvoc“ durch die Musikgeschichte: Chuck Berry, Eric Clapton, Lionel Richie, Status Quo – die „Big Names“ des Rock werden abgearbeitet, um dem Ende der 90er Jahre mit einer groovenden Version von Everlasts „What it“s like“ zu huldigen. Nach einer Stunde schweißtreibenden Blues-Rocks hat sich das Publikum eine Pause ertanzt und verdient. Danach: Taaaddaaa! Trommelwirbel und Konfetti, die Bandauflösung war nur eine Umbenennung. Auf den T-Shirts der Jungs prangt schon das neue Logo. „BadPGvoc“ gibt es nicht mehr, ab jetzt rocken „Fortunate Fools“ die Konzerthäuser der Region. Um die Geburt der Trottel gebührend zu feiern gibt es eine weitere Stunde Musik, diesmal größtenteils aus eigener Feder. Das ist die eigentliche Überraschung des Abends, denn die Umbenennung hatte sich von einigen Eingeweihten lauffeuerartig verbreitet, bevor auch nur der erste Ton gespielt war. Die Songs graben ihre Wurzeln tief in die Rockgeschichte und zitieren ohne zu plagiieren. Hat der erste Teil des Abends noch an eine gut bestückte Jukebox erinnert, kommt die Kreativität der Band erst jetzt richtig zur Geltung. Bei den Coverversionen achtet Sänger Adrian zu sorgfältig darauf, so original wie möglich zu klingen. Ihre Version von Incubus“ „Drive“ kann man zum Beispiel getrost exakte Kopie nennen. Die Stimme intoniert perfekt Brandon Boyd und auch die Gitarre hält sich kleinlich genau ans Original. Die eigenen Songs von „Fortunate Fools“ bekommen endlich eine einheitliche Bandfarbe, bleiben aber trotzdem vielseitig. Da wird gejazzt, gefunkt, gebluest, größtenteils aber solide gerockt. Alles hat ein Ende, nur diese Band hat zwei – und die zweite Auflösung liegt hoffentlich noch in weiter Ferne. Christoph Henkel
Christoph Henkel
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