zum Hauptinhalt

Kultur: Gefällig bis gefühlvoll

Mozartensemble Berlin in der Friedenskirche

Stand:

Nach einer Woche fleißigen Übens, dessen Ergebnisse den Ohren höchst erfreulich sind, ist die erweiterte Ad-hoc-Spielgemeinschaft, die sich Mozartensemble Berlin nennt, am Freitag zu einem weiteren Auftritt in die Friedenskirche gekommen, um nunmehr den 2. Teil des Bach-Zyklus der „Brandenburgischen Konzerte“ unter der künstlerischen Leitung der Konzertmeisterin Min-Jung Kang zu absolvieren. Statt Flöten und Trompeten, die beim ersten Auftritt solistisch mit den Streichern wetteiferten, sind es diesmal Fagott, Hörner und Oboen, die mit dreifach besetzten Streichern in unterschiedlichen Kombinationen für abwechslungsreiche Klänge sorgen.

Erneut lädt eine Händelsche Ouvertürensuite, diesmal die zur Oper „Ezio“, zum Eintritt in festliche Barockwelten ein. Mit einem majestätischen Tutti öffnen sich die Pforten. Wenig martialisch schreitet der Marcia-Abschnitt vorüber, wobei die Streicher nach eigenem Gusto Vibrato verwenden oder nicht. Ansonsten geht es gefällig bis gefühlvoll zu, wovon besonders das im Siciliano-Rhyhmus sich wiegende Larghetto profitiert. Als Reverenz an ihren Namensgeber spielen die Musiker Mozarts Concertone C-Dur für zwei Violinen und Orchester KV 190. In ihm setzt sich der Komponist mit der Form des barocken Concerto grosso und galanter Konzertunterhaltung auseinander. Zweifellos ein interessantes Experiment des 18-Jährigen, zumal mit den beiden Soloviolinen (Min-Jung Kang, Annegret Pieske), die nacheinander oder unisono das Thema variieren, auch Oboe (Ryoichi Masaka) und Horn solistisch eingesetzt sind. Graziöse Freundlichkeit strahlt der Andantino-Satz aus, in die sich schmerzliche Töne mischen. Dabei hätte man sich allerdings mehr gestalterische Intensität gewünscht. Beim finalen „Tempo di Minuetto“-Satz erweist sich der Wettstreit zwischen den Sologeigen und dem Cello als sehr unterhaltsam.

Dann endlich öffnet sich mit dem 6. „Brandenburgischen Konzert“ B-Dur BWV 1051 das Bachsche Reich der Polyphonie. Tiefe Streicher bestimmen das Geschehen, wobei das auf modernen Instrumenten spielende Ensemble konsequent auf die originale Besetzung mit Armviolen und Gamben verzichtet. Dennoch büßen die modulierenden Aktionen der Bratschen und Celli nichts von ihren formstrengen Reizen ein. Der Kontrabass (Jörg Potratz) sorgt durch kurz phrasierte und knapp gehaltene Bogenstriche für pochende Begleittöne. Kantabler Zwiegesang sorgt im Adagio für angenehme kammermusikalische Intimität, während das Allegro regelrecht beschwingte Züge trägt.

Lediglich mit je drei Violinen, Bratschen und Violoncelli besetzt, lässt das 3. „Brandenburgische Konzert“ BWV 1048 keinerlei Trennung von Concertino und Ripieno erkennen. Es ist pures Gruppenmusizieren in terrassendynamischer Ausformung, bei dem das markante Thema zunächst unisono erklingt, dann von einem zum nächsten Spieler wandert. Kraftvoll und forsch, aber auch strukturerforschend wird musiziert. Zum Finale des Abends erklingt dann der sich festlich verströmende Zyklusauftakt, das 1. „Brandenburgische Konzert“ BWV 1046. Ausdrucksintensiv und bläserfestlich, allerdings mit intonatorischer Hörnermühsal, kommt es daher, denn es will ja neugierig auf die anderen fünf machen. Doch fern jeglicher aufsteigender Zahlenfolge haben die Potsdamer dennoch an zwei Abenden das wohlüberlegte „Durcheinander“ beifallsfreudig genossen.Peter Buske

Peter Buske

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })