zum Hauptinhalt

Albrecht Mayer mit der KAP im Nikolaisaal: Gefühlsintensiv, virtuos und geschmeidig

Kulturelle Vielfalt – wer wüsste davon kein Loblied zu singen. Besonders in Potsdam.

Stand:

Kulturelle Vielfalt – wer wüsste davon kein Loblied zu singen. Besonders in Potsdam. Auch die Kammerakademie weiß davon mit ihren reizvollen Programmen immer wieder zu künden. Solisten, die zusätzlich dirigentische Ambitionen hegen und pflegen, sind ihr willkommene künstlerische Partner. Wie am Samstag beim 5. Sinfoniekonzert des Nikolaisaals, dessen Programm vom Virtuosentum des 19. Jahrhunderts kündete – mit einem Exzellenzkünstler auf der Oboe: Albrecht Mayer. „Zu diesem Instrument“, weiß Musikästhet Christian Friedrich Daniel Schubart, „wird viel Gefühl und besonders die feinste Lenkung des Hauchs erfordert.“

Nun, Mayer ist nicht nur darin ein Meister, sondern auch ein ganz vorzüglicher Gestalter, auch wenn es sich dabei um das Bravourstück „Introduktion, Thema und Variationen“ für Oboe und Orchester F-Dur op. 102 von Johann Nepomuk Hummel handelt. In der Introduktion sind vom Solisten große Melodiebögen zu spannen, die zum keck-lieblichen Thema führen. Klar und kraftvoll erklingt es. Dann aber geht die Post ab, beginnt die pure Spiellust bei der unaufhörlichen Verwandlung. Legatolinien, die mit Stakkati wechseln, rhythmische Akzentverschiebungen, Stimmungsveränderungen en détail, Auszierungsvariationen der raffiniertesten Art folgen rasch aufeinander. Und beweisen hörbar, dass der Solist dabei „nicht den geringsten Schaden an seiner Brust leidet“, wie Schubart fürsorglich anmerkt.

Die Kammerakademisten erweisen sich dabei als perfekte Begleiter, die ohne dirigentische Impulse punktgenau bei der Notensache sind, da jeder den Gesamtpart verinnerlicht hat. Zudem verfügen sie mit Konzertmeister Peter Rainer über einen versierten, fast unmerklich agierenden Steuermann. Diese Aufgabe übernimmt er auch in Ignaz Moscheles’ Concertante für Flöte, Oboe und Orchester F-Dur. Neben Mayer hat auch die Flötistin Silvia Credo den erforderlichen Atem, um ihren Teil zur vergnüglichen Unterhaltung beizutragen. Nach getragener, dramatischer Orchestereinleitung mit chromatischen Harmoniefolgen (Adagio pathetisch) setzt ein kantables, total intonationsreines Instrumentalsingen der Solisten ein, die sich mit Rede- und Antwortgeplänkel die Grundlage für ein reizvoll-gelöstes Wettstreiten schaffen. Im graziösen Rondo wechseln virtuose Passagen mit dramatischen Einbrüchen, dennoch können sich Anmut und Empfindung behaupten.

Davon sind auch die Wiedergaben von reinen Orchesterpreziosen unter dem Dirigenten Albrecht Mayer überreich geprägt, die seine Soloauftritte eindrucksvoll rahmen. In der „Tschechischen Suite“ von Antonin Dvorák führen alle Beteiligten vor, dass trotz Temperament und überschäumender Tanzfreude jene „atmende“ Musik entstehen kann, die sich ihrer Gefühle nicht zu schämen braucht. Dezent, aber punktgenau ist Mayers Zeichengebung, wenn es um das Erspüren klangzauberischer Stimmungen geht. Leicht schwingend, wunderbar klar und geschmeidig, geradezu schwelgerisch erklingen die farbenreichen, folkloristisch geprägten Weisen. Körperlich aktiver wird der Dirigent, wenn es kraftvoll, leichtfüßig und volkstanzwirbelnd zugehen soll. Ähnlich differenziert bringt er George Bizets C-Dur-Sinfonie zum Klingen, in der die Oboe (Jan Böttcher) einen wichtigen Orchesterpart zu absolvieren hat. Zügig, akzentbetont, dynamisch breit gefächert und ungemein lebendig klingt das Jugendwerk vorüber. Großer Beifall!Peter Buske

Peter Buske

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })