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Kultur: Gegen den Strich

Die Galerie M des BVBK eröffnet das Ausstellungsjahr mit Karikaturen

Stand:

Seit einiger Zeit wird in Potsdams Öffentlichkeit des öfteren laut über Kunst nachgedacht und diskutiert. Am Sinn oder Unsinn dieser vereinzelt aufflackernden Kunstdebatte scheiden sich die Geister. Und das ist gut so. Denn, wie sagte es doch Michael Ringel, „taz“-Redakteur und ausgewiesener Spezialist des Karikaturisten © TOM, bei seiner gutlaunigen Eröffnungsrede „Über das Geheimnis der komischen Kunst“ am Abend der Vernissage so schön: Das Geheimnis der Kunst ist, dass sie ein Geheimnis hat! Worauf er schwungvoll das Glas erhob, um in der gut gefüllten Galerie M auf jene Kunst anzustoßen, die zugleich das Privileg und die Narrenfreiheit hat, das Lächerliche, Bizarre und Groteske zu inszenieren.

Das Künstlerquartett, mit dem der BVBK seinen diesjährigen Ausstellungsreigen in der Galerie M eröffnete, könnte im Hinblick auf den gemeinsamen Nenner Karikatur kaum unterschiedlicher sein. Die zum Teil weit auseinander gehenden künstlerischen Handschriften von Bernd Chmura, Rainer Ehrt, Ute Paulmann und von Thomas Körner alias © TOM lassen keinen Zweifel daran: Auch die Karikatur ist ein großes weites Feld, wenngleich von einer sehr überschaubaren Zahl zeichnender Künstler bestellt. Was die Sache nicht einfacher macht: Karikatur und Cartoon, Cartoon und Comic sind einerseits artverwandt und doch voneinander verschieden.

Bei einem Besuch in der Galerie M lässt sich nun nachvollziehen, wie vielseitig einsetzbar und künstlerisch interpretierbar Karikaturen sind. Da sind zum einen die mit hohem Aufwand gearbeiteten satirischen Zeichnungen des Graphikers und Illustrators Rainer Ehrt. Für die Ausstellung hat er eine stattliche Anzahl von Farbzeichnungen im A3-Format ausgewählt, die er im Auftrag des Satiremagazins „Eulenspiegel“ fertigte. In den Blättern „Redner + Clown“, „Armutsdebatte“, „Konsum-Woge“ und vielen anderen erweist sich Rainer Ehrt als Moralist. Mit gezielten Seitenhieben und phantasievollen Metaphern rückt er in seinen meisterhaft gezeichneten Cartoons gesellschaftspolitischen Unbilden gnadenlos zu Leibe.

Daneben zu bestehen dürfte für niemanden ganz einfach sein. Jedenfalls wirken die in unmittelbarer Nachbarschaft gezeigten Bilder von Bernd Chmura ein bisschen wie ein Faustschlag ins Gesicht. Der Künstler, der bereits zu DDR-Zeiten zur Karikatur als Waffe griff, präsentiert neuere Arbeiten in Acryl auf Leinwand, die in ihrer Motivik und plakativen Formensprache reichlich grob und schrill daherkommen. In schonungsloser Selbstironie hat Chmura in solch bestenfalls Betroffenheit auslösenden Bildern wie „Grins ich“, „Wahnsinn ich“, „Zwill iche“ sein eigenes Konterfei zur Grimasse überzeichnet. Derselbe Sarkasmus zieht sich auch in den beiden Querformaten „Floskellage“ und „Stammkneipentresenkommunikationsäquilibristen“ (selbst)quälerisch durch.

Umso mehr Heiterkeit und Schmunzelfreuden erwarten den Ausstellungsbesucher angesichts der Cartoons des begnadeten Karikaturisten © TOM. Vielen als taz-Zeichner, u. a. für seinen täglich erscheinenden Comic-Strip „Touché“ bekannt, bleibt der arrivierte „Witzbildchenzeichner“ mit Humor und flinker Tuschfeder den großen und kleinen Absurditäten des Alltags dicht auf der Spur.

Weiteren Wortwitz verströmen die heiteren Bilder der Künstlerin Ute Paulmann. Sie zeigt selbst getextete Limericks, kurze Scherzgedichte mit überraschender Pointe, die sie mit Vorliebe beim Renovieren ihres ländlichen Hauses im Fläming schmiedet.

Zum guten Schluss werden die Verse durch humoristische Zeichnungen garniert und als „Kürbiskernschlampe“ oder „Apfel im Schlafrock“ genüsslich angerichtet. Lust auf eine Kostprobe Karikatur? Es ist serviert!

Ausstellungsdauer bis zum 9. März. Öffnungszeiten der Galerie M: Mi-Fr 11-17 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr. Hermann-Elflein-Straße 18 / Luisenforum.

Almut Andreae

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