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Kultur: Gelungen

Quadro Nuevo zusammen mit dem Filmorchester

Stand:

Zu Beginn war da die Harfe. Elegant und majestätisch stand sie fast in der Bühnenmitte im Nikolaisaal und zog vor Konzertbeginn alle Blicke auf sich. Sie würde das verbindende Element der nächsten zwei Stunden zwischen den vier Musikern von Quadro Nuevo und dem Babelsberger Filmorchester sein. Zwar trennte sie optisch Band und Orchester, doch ihr kraftvoller, klarer Klang verwob das Symphonische mit dem Kleinteiligen, mit den speziellen Charakteren von Klarinette, Trommeln, Xylophon oder Akkordeon.

Wie stark die Wirkung von Quadro Nuevo ist, bewiesen nicht nur ein voller Nikolaisaal, sondern auch der unglaubliche Ansturm auf ihre zahlreichen Cd’s während der Konzertpause. Facettenreichtum, ungebändigte Kreativität und Experimentierfreude kennzeichnen Quadro Nuevo, daneben große Musikalität und Offenheit in alle Richtungen. So gelang der Versuch, am Freitagabend im Rahmen der Crossover Konzertreihe in Begleitung des Babelsberger Filmorchesters zu spielen, mühelos und wurde mit stehenden Ovationen belohnt. Mit „Weihnacht“ war das Programm überschrieben und weckte zuerst Skepsis. Würden die Interpretationen klassischer Weihnachtslieder noch für Überraschung sorgen können?

Sie konnten. Bereits das erste Stück „Maria durch ein Dornwald ging“ war wunderbar warm, ruhig und atmosphärisch. In Caroline Links Film „Jenseits der Stille“ gibt es diesen Moment einer Winternacht, in der sanfter Schnee fällt und alles so friedlich scheint. Genau diese Szene erinnert man plötzlich, vielleicht heraufbeschworen durch das Klarinettenspiel von Mulo Francel.

Der erwies sich im Verlaufe des Konzerts als unterhaltsamer Entertainer und führte anhand kleiner Anekdoten durch das Programm. Nicht nur Winterliches hatten Quadro Nuevo mitgebracht. Auch den Tango, dem sie eine ihrer Alben widmen, hatten die Musiker im Gepäck und lieferten eine gewitzte Interpretation, in der die Harfinistin Evelyn Huber und der Kontrabassist Dietmar Lowka ein klangvolles Duo bildeten. Faszinierend nicht nur die Tatsache, dass die Harfe auch zum Tangoinstrument werden kann, sondern auch, wie wenig altmodisch und romantisch sie sein kann.

Das Orchester hatte sich für dieses Stück zurückgezogen und blieb überhaupt sehr im Hintergrund während des Konzertes, das noch nach Ungarn und in den Orient entführen würde, bevor es dann mit einem wunderschönen französischen Weihnachtslied aus dem 10. Jahrhundert ein Ende fand. Diese dezente, sehr punktuelle Unterstützung unter der Leitung von Lorenz Dangel entsprach zwar vielleicht nicht der Konzeption eines klassischen Crossover Konzertes, ermöglichte aber den Genuss eines sehr puren, sehr spielfreudigen Weltmusikquartetts. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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