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Kultur: Genussvolle Lehrstunde

De Van Swieten Society im Raffaelsaal

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So konsequent wie durch das schwedische Ensemble De Van Swieten Society wurde das Motto der Musikfestspiele bisher wohl kaum umgesetzt. Im fast ausverkauften Raffaelsaal der Orangerie in Sanssouci führten am Dienstag alle Weg zu Mozart. Eine musikalische Geschichtsstunde über die Kunst „das Clavier zu spielen“. Carl Philipp Emanuel Bach, Georg Benda, Haydn und Mozart standen auf dem Programm, gespielt auf Cembalo, Truhenorgel und Hammerklavier, die im 18. Jahrhundert als Clavier bezeichnet wurden.

Bachs Konzert d-Moll für Cembalo und Streicher, 1748 in Potsdam am Hofe Friedrich II. komponiert und als „Wettstreit“ zwischen Cembalo und Streichern gedacht, an diesem Abend als gemäßigter Auftakt präsentiert. Pieter Jan Belder am Cembalo, der souverän im mal verhaltenen, dann wieder zupackenden Spiel mit den Streichern. In den dramatischen Passagen strahlt hier noch selten die Hoffnung – die De Van Swieten Society besonders ausdrucksstark im zweiten Satz –, um im abschließende Allegro im gelegentlich aufbrausenden Wettstreit endgültig zu triumphieren.

Mit Bendas Konzert g-Moll für Hammerklavier und Streicher eine Vorschau auf die Romantik. Bart van Oort am Hammerklavier ein Genießer an Ton und Detail, der in den langsamem Passagen die Pausen in die Länge zieht, um den eben Gespielten nachlauschen zu können. Der dem trockenen Klang des Hammerklaviers einen Ton zu entlocken weiß, der sich wie etwas Erfrischendes in die Schwüle des Raffaelsaals legt.

Mozarts Konzert Nr.13 C-Dur für Klavier und Streicher dann der Höhepunkt auf diesem kammermusikalischen Fest. Die sechs Musiker schieben alle Regler auf Maximum und spielen Mozart mit einer überschäumenden Selbstverständlichkeit, die Leben in die Zuhörerreihen bringt. Dieser Mozart geht durch die Ohren sofort in die Glieder. Bart van Oort am Hammerklavier zwischen ausgelassensten Fingerspielereien und hingebungsvollen Momenten, die Streicher ganz gelöst, gibt es hier nur noch ein großes Miteinander. Im Allegro greift die De Van Swieten Society Mozarts Fintenspiel mit einer Freude auf, dass man für einen Moment glauben möchte, dieses Klavierkonzert endet doch mit einem großen Paukenschlagfinale statt mit dem stillen, unspektakulären und fast abrupt verklingenden Streicherton. Anhaltender Applaus für dieses genussvolle Lehrstunde. Dirk Becker

Dirk Becker

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