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Kultur: Gesangskunst in der „Jagdhütte“

Musik von Händel erklang zur gestrigen Wiedereröffnung des Jagdschloss Stern

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Mit einem kleinen Festkonzert wurde das Jagdschloss Stern wieder eröffnet. Es kann von nun an wieder besichtigt werden, sagte Christine Färber vom Förderverein. Gemeinsam mit der Schlösserstiftung, für die Heidrun Liepe sprach, sucht der rührige Verein schon lange nach Möglichkeiten, um Schloss und Kastellanhaus wieder dauerhaft zu nutzen. Im kulturell wenig profilierten Wohngebiet Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld soll die Identität der Region gestärkt werden. Für das gemeinschaftliche Vorhaben bietet sich das nach allen Seiten ausstrahlende Sternsymbol geradezu an, das zudem derzeit mit der Sanierung des Vorplatzes unterstützt wird.

Einst diente das Schlösschen, das diesen Namen kaum verdient, als Jagdhütte für König Friedrich Wilhelm I. Abgeschieden von Zivilisation und Kultur, mitten im Wald, in einem von hohen Zäunen umgebenen Gebiet, das von Neuendorf/Babelsberg bis nach Stolpe und nach Stahnsdorf reichte, zog sich der König gern zurück, um der Parforce-Jagd zu frönen, seiner größten Leidenschaft außer den „Langen Kerls“. Dass aber Friedrich Wilhelm I. ein Musikliebhaber gewesen sei, kann man nicht behaupten. Seine Ablehnung des Künste erfuhr zuletzt sein eigener Sohn, der künftige Friedrich I., schmerzlich.

Doch die Musik von Georg Friedrich Händel wurde vom König immerhin akzeptiert. Da lag es nicht ganz fern, Werke aus Händels Zeit zu präsentieren, die beim Ensemble um Hannes Maczey, Trompete, Sylvia Tazberik, Sopran, und Arno Schneider, Orgel, in guten Händen lagen. Es gelang ihnen selbst in dem zwar optisch schönen, aber akustisch wenig passenden Saal wohlige Klänge und angenehme Stimmung zu produzieren. Dazu trugen auch die historischen Kostüme im Barockstil und die launigen Texte bei, die mit Humor und Sachkenntnis von Händels Italienreise berichteten. Bei diesem dreijährigen Aufenthalt erhielt Händel entscheidende musikalische Anregungen für sein Werk, insbesonders für die Gestaltung der Gesangspartien.

Zu seinen Freunden gehörte der gleichaltrige Komponist Domenico, Sohn des gefeierten Allessandro Scarlatti. Die italienische Kunst des Gesangs leuchtete in zwei Arien von Allessandro Scarlatti, d.Ä. und Giacomo Carissimi, die Sylvia Tazberik beweglich, leicht, mit kunstvollen Koloraturen und strahlendem Stimmglanz vortrug. Dass Händel davon begeistert war, kann man sich vorstellen, aber auch, dass solch ätherische Kunst sicher nicht nach dem Geschmack des raubeinigen Königs gewesen ist. Was für Händel ein Gewinn war, erfreute auch die Zuhörer, etwa beim Vortrag der innig-melodiösen Seufzerarie „Lascia chio pianga“ und dem triumpierenden „Let the bright Serafine!“ Einige Solostücke, darunter eine Ouvertüre, die auch in Händels Wassermusik erscheint, und von Hannes Mackey auf der Piccolotrompete virtuos gespielt wurden, rundeten das kleine Konzert trefflich ab.

B abette Kaiserkern

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