Kultur: Geschichten schreiben mit Michael Ende Junge Autoren suchen im Filmmuseum Inspiration
Was kommt dabei heraus, wenn 13 Kinder für einige Stunden Fernseher und Computer, Spiderman und Spongebob links liegen lassen und sich statt dessen mit den Figuren von Michael Ende beschäftigen?„Geschichten schreiben“ hieß ihre Aufgabe, als sie im Filmmuseum eintrafen.
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Was kommt dabei heraus, wenn 13 Kinder für einige Stunden Fernseher und Computer, Spiderman und Spongebob links liegen lassen und sich statt dessen mit den Figuren von Michael Ende beschäftigen?
„Geschichten schreiben“ hieß ihre Aufgabe, als sie im Filmmuseum eintrafen. Eine bunte Truppe, Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren, ließ sich auf dem großen blauen Sofa im ersten Stock des Museums nieder. Hier sollen sie darüber nachdenken, was eine Geschichte ist.
Woraus besteht eine gute Geschichte? Was braucht man dafür? Die erste Antwort der kleinen Autoren lautet: Ein Vorwort und ein Nachwort!
Doch bevor man Vor- und Nachwort verfassen kann, braucht man natürlich einen Helden. Und dafür sollen sich die Kinder in der Ausstellung Inspiration suchen. Doch was ist eigentlich Inspiration? Auch diese Frage muss schließlich geklärt werden, bevor man sich auf den Weg durch die Ausstellung macht, um sich die alte Lokomotive Emma, den Glücksdrachen Fuchur und den alten Zauberer Beelzebub Irrwitzer anzuschauen.
Auch die vielen farbigen Kostümskizzen und die Marionetten erregen die Aufmerksamkeit der Kinder und es fällt schwer, sich an die „Museums-Regeln“ zu halten – nicht rennen und nichts anfassen. Die nächste Aufgabe besteht nun darin, sich anhand eines Steckbriefs in kleinen Gruppen gemeinsam einen Helden auszudenken. Wichtig ist dabei, auch wirklich einen ganz eigenen Helden zu erfinden. Das gelingt nicht jedem. Mancher Held ist am Ende doch ein Pokémon. Doch ansonsten gibt es ein einsames Waisenmädchen, einen schiffbrüchigen jungen Schatzsucher und einen kleinen dicken Zauberer, der immer eine Menge Zahnbürsten dabei hat. Je länger man über seinen Helden nachdenkt, desto mehr fällt einem zu ihm ein, manchmal so viel, dass man mit dem Schreiben seiner Charakterisierung gar nicht hinterher kommt. Anfangs fällt es noch schwer, vor den anderen, die man ja nicht kennt, zu sprechen, doch mit der Zeit wird man mutiger.
Natürlich sollen nun auch die Geschichten dieser Helden niedergeschrieben werden. Dazu stehen im Ausstellungsraum vier alte Schreibmaschinen bereit, an denen abwechselnd die Geschichten verfasst werden sollen. Im Rotationsprinzip schreibt nun jede Gruppe einmal an jeder Geschichte. Es fällt nicht allen leicht, sich rasch auf die Geschichte der anderen umzustellen. So kommt es zu Verwirrungen. Da taucht der schiffbrüchige Abenteurer mit einem Mal im Märchenschloss auf. Die Schöpfer der Helden wachen allerdings eifersüchtig über ihre Figur und passen genau auf, dass kein Nachfolgender die Geschichte in eine falsche Richtung lenkt.
Gut zwei Stunden sind alle konzentriert bei der Arbeit. Dann jedoch gibt es eine kleine Schrecksekunde: Einer der schweren Aufsteller fällt um, als eines der Kinder sich dagegen lehnt. Einige Minuten fürchten alle eine schwere Verletzung, doch dann können sie aufatmen – so schlimm war es doch nicht. Danach kann sich niemand mehr auf das Geschichtenschreiben konzentrieren. Das eigene Geschick ist plötzlich wichtiger als das der Helden ihrer Fantasie. Jetzt merken auch alle, dass sie Hunger haben.
Juliane Rönnecke
Das Filmmuseum bietet noch bis zum 5. Oktober Workshops zu verschiedenen Themen für Kinder von 4 bis 14 Jahren an. Telefonische Anmeldung: 0331 2718112
Juliane Rönnecke
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