Kultur: Gesten strukturieren die Musik
Kammerakademie fordert in der Reihe „KAPmodern“ beim heutigen Konzert „Catch the moment!“
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In der Musik wird Zeit gemessen, strukturiert und organisiert. Im Programm des Konzerts der Reihe „KAPmodern“ am heutigen Donnerstag wird im Foyer des Nikolaisaals der Versuch unternommen, hörbar und sichtbar zu machen, dass der Musiker den Moment einzufangen imstande ist und aus eben jenem Moment heraus schöpft. Die generelle Spielanweisung für diesen KAPmodern-Konzertabend: „Catch the moment!“
In Alex Nowitz’ Komposition „Minotaurus“ für verstärkte Stimme und Live-Elektronik wird mit „Gestural Controllers“ das Bewegungsmaterial des Instrumentalisten und Sängers für die Klangerzeugung und -steuerung genutzt. „Projections 4“ von Morton Feldmann fordert die Realisierung einer graphischen Partitur, einer Handlungsanweisung, die den Interpreten die Möglichkeit gibt, im Moment über Tonhöhe, Klangfarbe und Dynamik zu entscheiden. Schuberts „Moments musicaux“ sind ohne Zweifel einige der geglücktesten musikalischen Momente.
Mit „Chimères“ von Nowitz kommt ein Auftragswerks der Kammerakademie zur Uraufführung, das die aktuelle Aufmerksamkeit von Interpreten und Hörern auf die Ausdrucksmöglichkeiten der Stimme im Verhältnis zu einem fünfköpfigen Kammerensembles lenkt. Der Potsdamer Komponist Nowitz komponiert Vokal- und Kammermusik, elektronische Musik und Werke für Tanz-, Sprech- und Musiktheater. „Die Bestmannoper“ wurde 2006 mit großem Erfolg am Theater Osnabrück uraufgeführt. Alex Nowitz ist außerdem Sänger, Pfeif- und Stimmkünstler, der mit Musikern und Komponisten aus verschiedenen stilistischen Bereichen als Improvisationskünstler oder Interpret zusammenarbeitet. Seit 2007 beschäftigt er sich intensiv mit der Einbindung von Live-Elektronik in seine Stimmdarbietungen. Er war wiederholt Gast am Studio for Electro-Instrumental Music in Amsterdam und ist dort zur Zeit Artist-In-Residence.
In der zweiten Hälfte des Konzerts wird anhand der Live-Kompositionsmethode Soundpainting im Musiker-Kollektiv eine Echtzeitkomposition erzeugt. Die in Potsdam lebende Flötistin, Komponistin und Dirigentin Sabine Vogel gibt den Musikern als „Soundpainter“ mit bestimmten Gesten Spielanweisungen. In deren Rahmen können sich die Ausführenden frei entfalten. Außerdem greift der Soundpainter auch Material und Ideen der Spieler auf. Mithilfe der Gesten strukturiert sie die Komposition, die im Moment entsteht. Die Methode des „Soundpainting“ wurde von dem Amerikaner Walter Thompson vor über zwanzig Jahren erfunden, umfasst mittlerweile über 800 Gesten und hat hier ihre Potsdamer Premiere. kip
Das Konzert beginnt am heutigen Donnerstag um 20 Uhr im Foyer des Nikolaisaals, Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Der Eintritt kostet 15 Euro
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