Kultur: Gesunde Zähne für den Überlebenskampf
Der Hygienefilm: Zwischen Reform und Nazi-Propaganda. Ein Filmabend im Filmmuseum
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Werbe- und Aufklärungsfilme der 1920er bis 1940er Jahre zeichnen ein Bild der rauen Großstadt und von Menschen, die Hygiene und Erholung erst noch lernen müssen. Technische und soziale Errungenschaften ermöglichen sauberes Wasser, frische Luft und Krankheitsvorsorge für mehr als nur die Oberschicht. Nach 1933 werden solche Lebensreformen zur NS-Propaganda entwertet. Nun sollen Deutsche ihre Gesundheit schützen, um im Krieg die volle Arbeitskraft zu erhalten.
Das Filmmuseum zeigt am Donnerstag zehn kleine Werbefilme, die zwischen 1922 und 1940 entstanden sind und das Thema sehr vielseitig aufgreifen. Der Trickfilm „ Lustige Hygiene“ von 1930 zeigt, wie unter der Hand eines Zeichners die Cartoon-Figur Leberecht Klug entsteht, die zum richtigen Waschen mit Persil erziehen will, damit alle Bakterien in der (Kranken)Wäsche abgetötet werden. „Im Schatten der Weltstadt“ von 1930 ist die Kontrastmontage des wohlhabenden, gesunden Berliner Westens mit den Lebensbedingungen in der Hinterhofbebauung des Berliner Ostens. „Geheimnis um Schönheit und Jugend“ von 1941 zeigt weibliche Angestellte aus Berlin, die nach der Arbeit in einer finnischen Sauna schwitzen und danach Gymnastik im Freien treiben.
„Gesundheit ist kein Zufall“ heißt ein 1940 gedrehter, mit NS-Propaganda und biologistischen Auffassungen durchsetzter Aufklärungsfilm zur Zahnpflege: „... und darum müssen auch unsere Zähne gesund sein, wenn wir im Überlebenskampf bestehen und unsere volle Arbeitskraft erhalten wollen.“
Ralf Forster, Filmhistoriker des Filmmuseums, wird das Programm kommentieren. Beginn ist um 20.15 Uhr. Kartenreservierung unter Tel. 27181 12.PNN
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