Kultur: Glanzvoll: „Das Oratorium aller Oratorien“ Händels „Messias“ erklang im Nikolaisaal
„Händel unternahm es, das große, wunderbare Geheimnis unserer Religion in Tönen zu verkünden, und so entstand das Oratorium aller Oratorien, der ,Messias““, schrieb der Jurist, Dichter und Komponist E.T.
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„Händel unternahm es, das große, wunderbare Geheimnis unserer Religion in Tönen zu verkünden, und so entstand das Oratorium aller Oratorien, der ,Messias““, schrieb der Jurist, Dichter und Komponist E.T.A. Hoffmann in seinen „Musikalischen Aufsätzen“. Händel würde sich streng an die kräftige Sprache der Bibel halten, die das Werk der Erlösung von der Verkündigung des Heilandes durch die Propheten bis zur Vollendung in erhabenen Worten aussprechen, bemerkte Hoffmann. Die kräftige und erhabene Sprache der Texte aus dem Alten und neuen Testament vertonte Georg Friedrich Händel in nur dreieinhalb Wochen, vom 22. August und dem 14. September 1741. Da war er schon kein junger Mann mehr, nicht mehr so schöpferisch-eruptiv. Und dennoch gelang ihm als 56-Jähriger dieses musikalische Wunder: „Der Messias“. „Ich glaubte, „so Händel, „ich sähe alle Himmel offen vor mir und Gott selbst.“ Vieles von dieser Begeisterung des Komponisten vibrierte unüberhörbar und hinreißend im packenden Schwung der jüngsten Aufführung des Oratoriums mit. Es wurde am vergangenen Freitag im Nikolaisaal glanzvoll interpretiert. Der RIAS Kammerchor, die Akademie für Alte Musik Berlin sowie die Solisten Johannette Zomen, Sopran, Marianne Beate Kielland, Mezzosopran, Jan Kobow, Tenor sowie der Bassist David Wilson-Johnson musizierten unter der Leitung des Niederländers Daniel Reuss. Der Konzertabend fand in der Reihe „Stars international“ statt. Wer waren an diesem Abend die Stars? Mit Sicherheit die rund 30 Sängerinnen und Sänger des RIAS–Kammerchores. Natürlich kann auch die Akademie für Alte Musik auf internationalem Terrain gut mitspielen, aber der vokale Klangkörper ist unvergleichlich, in seinem geschlossenen Klang, in der natürlichen Virtuosität und selbstverständlichen Flexibilität. Schwierigstes klingt bei diesem Chor leicht, nichts wird forciert. Auch die Behandlung der Sprache ist vorzüglich (beim „Messias“ in Englisch) und die Intentionen, die der Dirigent vorgibt, werden meisterhaft umgesetzt. Es war rundherum eine Freude, den Kammerchor nach mehr als 13 Jahren wieder in Potsdam zu erleben. Seit zwei Jahren ist Daniel Reuss Chef des Vocalensembles. Der Dirigent weiß mit seinem Chor unüberhörbar vorzüglich zu arbeiten. Und so entstand eine „Messias“-Aufführung voller Plastizität, mit großem Bogen und Atem musiziert – enorm gespannt und nobel. Dass die Akademie für Alte Musik Berlin ein ausgewiesenes Spezialensemble ist, bestätigte sich im Nikolaisaal wiederum. Mit großem Schwung und innigem Glanz wussten ihre Mitglieder Händels Partitur lebensvoll umzusetzen. Ein Sonderlob gebührt den Trompeten, deren saubere und brilliante Töne sehr für sich einnahmen. Bei den Gesangssolisten fällt dem Tenor im „Messias“ ein nicht leichtes Los zu. Er muss zu Beginn nach dem Orchestervorspiel aus „dem Stand heraus“ mit dem innigen „Tröste dich“ für sich einnehmen. Jan Kobow machte dies vorzüglich. Er und die anderen Solisten wussten die beredten Rezitative und und die zumeist betörend schönen Arien eindrucksvoll und klangfein zu gestalten. Sie, die beiden Klangkörper und der Dirigent wurden nach der so glücklich verlaufenen Aufführung heftig umjubelt, mit Standing Ovations.
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