Kultur: Glanzvolles Melodienschwelgen
Körnerscher Sing-Verein in der Friedenskirche
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Einst wurden manche kirchenmusikalische Werke eines Baldassare Galuppi, Carl Philipp Emanuel Bach und Wolfgang Amadeus Mozart regelrecht vergöttert, heute sind sie fast vergessen. Dem abzuhelfen, waren der bislang nur Eingeweihten bekannte Körnersche Sing-Verein und das Dresdner Instrumental-Concert unter Leitung von Peter Kopp angetreten, welche im Rahmen der Musikfestspiele ein begeisterndes Konzert in der Friedenskirche gaben. Nach fahl wirkender Instrumentaleinleitung gewinnt sich „Klopstocks Morgengesang am Schöpfungsfeste“ Wq 239 C. Ph. E. Bachs Feder alsbald jubelglänzendes Gotteslob. Von den ersten Takten an lässt das sehr lebendige Ensemblespiel der Musiker aufhorchen. Sie sind einer historisierenden Spielweise verpflichtet, vergraben sich jedoch keineswegs weder in akademische Tüfteleien noch klangliche Zirpeleien eines vermeintlichen Originalitätsanspruches, sondern bleiben klangnatürlich und irgendwie sehr modern. Eine reizvolle Mischung.
Der Chor, bestehend aus Studierenden und Absolventen der Dresdner Musikhochschule sowie ehemaligen Kruzianern, begeistert durch die Frische und Klarheit der schönen und profund ausgebildeten Stimmen. Klitzekleine Eintrübungen bei der ansonsten nahezu perfekten Intonation machten auch die Wiedergabe von Galuppis c-Moll-Kyrie zu einem Erlebnis. Zusammen mit dem später komponierten Gloria und Credo wurde daraus die „Messe für San Marco“. Nach ihrem Erstgebrauch 1767 verschwand sie im Archiv, um nun in Potsdam ihre Wiedergeburt zu erleben.
Was einst melodisch überaus farbig und abwechslungsreich zu Notenpapier gebracht wurde, erfuhr eine ebensolche Wiedergabe. Das leichte, jedoch straff artikulierte Musizieren und Singen erzeugte dabei eine überwältigende Luftigkeit des Klanges. Es schien, als spiegele sich gleichsam die güldene Pracht des venezianischen Markusdomes wider. Über geläufige Gurgeln verfügten die Sopranistinnen Miriam Meyer und Gudrun Sidonie, die ihre beschwingten und koloraturgespickten Arien glanzvoll vortrugen. Höhenmühelos, sicher und kraftvoll stimmte Tenor Jörg Dürmüller das „Quoniam“ an. Miriam Sajonz (Alt) und Friedemann Klos (Bass) vervollständigten die Solistenriege, die auch Mozarts „Litaniae de venerabili altaris sacramento“ (Große Sakramentslitanei) KV 243 zu stimmprächtiger Wirkung verhalfen. Glanzvoll und souverän waren die Bravourarien „Panis vivus“ (Tenor) und „Dulcissimum convivium“ (Sopran) angestimmt. Chor und Orchester beteiligten sich an dem herrlichen Melodienschwelgen nicht minder bravourös. Ihre Namen dürfte sich ein jeder der Beifallsspender gemerkt haben. Peter Buske
Peter Buske
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