Kultur: Glöckchenklang, Pferdetrappeln, Glitzergeigen Benefizkonzert der Städtischen Musikschule
Mit den „Sinfonischen Klängen“ zur Weihnachtszeit ist es inzwischen wie mit alten Weihnachtsbräuchen. Den sicheren Rahmen bietet die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die das Konzert des Jugendsinfonieorchesters Potsdam, des gemischten und des großen Kinderchors der Städtischen Musikschule seit neun Jahren kontinuierlich fördert.
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Mit den „Sinfonischen Klängen“ zur Weihnachtszeit ist es inzwischen wie mit alten Weihnachtsbräuchen. Den sicheren Rahmen bietet die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die das Konzert des Jugendsinfonieorchesters Potsdam, des gemischten und des großen Kinderchors der Städtischen Musikschule seit neun Jahren kontinuierlich fördert. In diesem Jahr gab es im ausverkauften Nikolaisaal ein besonders ausgewogenes und abgerundetes Konzert zu hören. Eröffnet wurde es von einer schallenden Weihnachtsfanfare für Blechbläser nach dem Lied „Tochter Zion“ in einem Arrangement des Posaunisten und Mitglieds der Musikschule, Dieter Bethge. Mit dem ersten Satz des Klavierkonzerts Nr. 1 von Frédéric Chopin folgte ein erster Höhepunkt. Noch vor Beginn des kommenden Chopin-Jahres bot es die Gelegenheit, sich auf die einzigartige Klangwelt des polnischen Wunderpianisten einzuschwingen. Ein angenehmes Vorzeichen stellte die feinnervige, brillante Interpretation der jungen Pianistin Gwantsa Putkaradze dar. Das Spiel der fünfzehnjährigen Georgierin klang – trotz der Einschränkung durch den halb geschlossenen Flügel – ausdrucksstark und reich, dabei erstaunlich leicht, sogar wie mühelos. Das Jugendsinfonieorchester spielte dazu unter der Leitung von Jürgen Runge mit seidig feinen Klängen der erfreulich nachgewachsenen Streichergruppen, sowie mit sehr schön zarten Flöten- und Hornsolopassagen.
Stets musizieren die Jugendlichen einen Satz aus einer großen Symphonie, bei dem das gesamte Orchester eingebunden wird. Diesmal gab es den ersten Satz aus Dvoráks Symphonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“ zu hören. Natürlich stehen hier die Ansprüche in Kontrast zum Können, doch entscheidend ist das aktive Kennenlernen der Tonsprache berühmter Komponisten und das lustvolle Spiel in der Orchestergemeinschaft – ein „work in progess“ eben, das jedes Mal überrascht. Diesmal hörte man neben dem silbrigen Klang der hohen Streicher, viele gute Bläser, die sich den hohen Anforderungen mit eindrucksvoller Präsenz und Klangfülle stellten. Orchester und gemischter Chor ließen das Credo aus der Cäcilienmesse sehr eingängig klingen, wie eine Hymne mit Ohrwurmcharakter, wofür ja Charles Gounod mit seiner eher seichten Komposition bereits vorgesorgt hat.
Musikalisch differenziert, gesanglich strahlend zeigte sich das Ave Maria von Tomas Luis de Victoria für a-capella-Chor, die englische Weise mit Solosopran (B. Hansen) und das berückende Deo gratias – alles stand unter der musikalischen Leitung von Marion Kuchenbecker. Das trotz natürlicher Fluktuation erfreulich homogen klingende Orchester stellte seine Talente erneut im ersten Satz von Felix Mendelssohn-Bartholdys weltberühmtem Violinkonzert unter Beweis. Den Solopart spielte der junge Geiger Max Lewandowski aus Potsdam mit viel Takt- und Stilgefühl, ebenso zupackend und geradlinig wie in den stürmischen Passagen quecksilbrig und sensibel. Unerklärlich, wieso ausgerechnet bei der berückenden Kadenz, einige Zuhörer den Saal verlassen mussten. Mit fröhlichen Weihnachtsliedern verbreitete der große Kinderchor eine heimelige Stimmung. Auch die „Weihnachtsliederfantasie“ von Wolfgang Thiel, Direktor der Städtischen Musikschule Potsdam, trug zur Erheiterung mit Glöckchenklang, Pferdegetrappel und glitzernden Geigen bei. Der Erlös des Benefizkonzert von 5300 Euro kommt nun dem Montessori-Kinderhaus Potsdam e. V. zugute. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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