Kultur: Gönnerhaft
Dowland im Schloss Babelsberg gekonnt musiziert
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Dowland im Schloss Babelsberg gekonnt musiziert Dem Gönner galt das Handwerk. Schlichter Broterwerb, wenn John Dowland (1562-1626) zu Feder und Laute griff, und Verse englischer Adliger vertonte. Der eigene Name wuchs erst mit dem des Gönners. Und obwohl Dowland schon seinen Zeitgenossen als großartiger Lautenist und Komponist galt, ist nicht einmal ein Portrait von ihm überliefert. Gesichtslos bleibt er uns deshalb nicht. „Honey from the Hive - Honig aus dem Bienenstock“, die Zeile „ ...honey to the hive" aus Dowlands „It was a Time" aufgreifend und variierend, nennen die Sopranistin Emma Kirkby und der Lautenist Anthony Rooley ihr Programm, mit dem sie im Tanzsaal des Schlosses Babelsberg überzeugten. Mit drei Liedern auf Verse von Robert Devereux, Earl of Essex, eröffneten sie den Abend. Drei Lieder, deren Texte sich bedeutungsschwer und metaphernreich blähen. „Sind''s reine Feuer, die im Rauch verschwinden? / Muss Blätter ich preisen, wo keine Frucht ich finde?": Dowland fing die bemühten Versuche Devereuxs, Hirtenlieder und Fabeln nachzudichten, mit feinen, tänzerischen Melodien auf, in denen die Laute ab und an feinste Ironie durchklingen ließ. Es folgten Lieder auf Verse von Lucy Countess of Bedford, von Königin Elizabeth I. und von Sir Henry Lee. Emma Kirkby, die seit Jahrzehnten schon als herausragende Interpretin Alter Musik gilt, sang mit klarer und ungemein warmer Stimme. Ohne Effekthascherei, zurückhaltend, verließ sich Emma Kirkby allein auf die Meisterschaft Dowlands. Dafür reichten ihr Stimme und Mimik. Mal kokett, dann wieder klagend, gab sie so diesen manchmal etwas steif wirkenden Liedern mit wunderbarer Leichtigkeit Leben und Frische. Anthony Rooley, einer der Pioniere der „Alten-Musik-Bewegung", blieb dabei nur Begleiter. Sein Spiel nicht vordergründig, immer auf das Tragen der Stimme Emma Kirkbys bedacht, mit ihr perfekt harmonierend. Für zwei Stücke von Dowlands Zeitgenosse Anthony Holborne (1548-1602) gehörte Rooley der Saal allein. Tänzerisch und spannungsreich „Countess of Pembroke''s Paradise“. Getragen, mit sakralem Ton „Countess of Pembroke''s Funeral“. Fast schon musikalische Andacht, wenn da nicht ein paar Unsicherheiten in Rooleys Spiel gewesen wären, die in der Akustik des Saals gnadenlos herausstachen. Nach anderthalb Stunden dann, war Dowlands musikalisches Gesicht nachgezeichnet. Das Publikum bedankte sich mit viel Applaus für diese gelungene Lautmalerei.Dirk Becker Heute: Palmensaal Orangerie Neuer Garten, 17 Uhr, Wilhelmina von Preußen als Mäzenin; Neuer Markt, ab 18 Uhr Rosenfest; Raffaelsaal Orangerie Sanssouci, 20 Uhr Marienvesper; Friedenskirche Sanssouci, 20 Uhr, Die Rivalinnen der Kastraten; Morgen: Schlosstheater, 16 Uhr, Primaballerinen des Barock; Neues Palais (Openair), 21 Uhr, Abschlusskonzert.
Dirk Becker
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