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Helge Timmerberg liest im Waschhaus: Gonzo in Malawi

Der Reisejournalist Helge Timmerberg liest aus „African Queen. Ein Abenteuer“ im Waschhaus.

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Wenn Helge Timmerberg, dieser Berufsabenteurer, Angst hat, dann ist etwas neu: Denn diesmal ist der Reiseschriftsteller, der für Stern, Zeit und das SZ-Magazin genauso schreibt wie für den Playboy, nach Afrika gereist. Zum ersten Mal. Und zum ersten Mal reist er nicht allein, sondern mit einer Frau. Auch das noch.

Für sein jüngstes Buch „African Queen. Ein Abenteuer“, aus dem Timmerberg auch am morgigen Mittwoch im Waschhaus lesen wird, hat sich der Asien-Spezialist nach Malawi gewagt. Von Anfang an macht er klar: Es ist nicht die Schönheit der Serengeti, die ihn anzieht, nicht der Nervenkitzel, den die Begegnung mit Voodoozauber oder einem Krokodil verspricht. Es ist die Liebe zu einer deutlich jüngeren Frau, der er hinterherreist. Ob das gut geht? Immerhin ist Timmerberg, anders als viele andere Reiseschriftsteller, kein Macho. Allerdings einer, der das Chaos anzieht wie der Tourist die Mosquitos.

Als Timmerberg, Jahrgang 1952, sich mit 17 entschloss, Journalist zu werden und ein Volontariat begann, konnte er freilich noch nicht wissen, dass er stilprägend für eine ganze Generation von Reiseschriftstellern werden würde. Mittlerweile ist sein Name fast schon der Inbegriff der subjektiv eingefärbte Reiseberichte eines Haudegens und Abenteurers.

Verpasst man Timmerberg also das Etikett Gonzo-Journalismus, dann liegt man gar nicht so falsch: Geschaffen wurde diese Stilform – mehr oder weniger unfreiwillig – durch den US-amerikanischen Autor Hunter S. Thompson Anfang der 70er-Jahre. Dabei geht es eben nicht um die dem klassischen Journalismus abverlangte Objektivität, sondern um das genaue Gegenteil: Der Autor spricht für sich, das heißt, er positioniert sich höchstselbst vor die Darstellung des Erlebten. Die Wahrheit ist hier nur das, was der Autor sieht und fühlt. Gonzo also als Kunst, die Timmerberg mit feiner Selbstironie durchzieht. Und manchmal schreibt ihm das Schicksal die Ironie sogar vor: Als sich Hunter S. Thompson im Februar 2005 in seinem Anwesen in Colorado erschoss – er hatte seinen Suizid oft angekündigt und sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen – bekam ausgerechnet Timmerberg kurz vor seinem Tod eine letzte Audienz bei ihm. Sein Abgesang auf die Ikone erschien 2010 in seinem Buch „Der Jesus vom Sexshop“.

Helge Timmerberg liest aus „African Queen. Ein Abenteuer“ am morgigen Mittwoch, 20 Uhr im Waschhaus, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 13 Euro

Oliver Dietrich

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