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Kultur: Große Musik in kleiner Kirche

Orgelweihe in der Oberlinkirche Babelsberg

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Orgelweihe in der Oberlinkirche Babelsberg Die Potsdamer Orgellandschaft wandelt sich zu größerer Vielfalt. Das neue Instrument des sächsischen Orgelbauers Georg Wünning ist – nach dem jahrelangen „Dahindümpeln“ des gebrechlichen Vorgängers – ein besonderes Geschenk zum 130. Jahresfest des Oberlinhauses. Matthias Eisenberg stellte es am Samtsag Abend in großer Variationsbreite vor, mit Werken des 18. und 19. Jahrhunderts und beeindruckenden Improvisationen. Seit 1992 auf Sylt wirkend, tourt er unaufhörlich konzertierend herum – seit der Wende auch wieder in den östlichen Bundesländern, wo man ihn kennt und schätzt. Es ist nicht die erste Orgel Wünnings, die er zur Weihe erklingen lässt. Sein Programm zeigte die ganze Bandbreite der Klangmöglichkeiten dieses Instrumentes. Flott und dynamisch erklang in der berühmten d-Moll-Toccata Bachs das mixturhell strahlende und doch warme Plenum, grundiert vom voluminösen Fagott. Im weiteren Verlauf kamen auch die „leisen Töne“ zu Geltung, so in der Sonata in D des Bach-Sohnes weich klingende Stimmen im Wechsel mit helleren. Färbende Register und Tremulanten beider Manuale gebrauchte Eisenberg solistisch. Dem Werk César Francks gab er durch das wehmütige Kolorit der Hautbois einen französischen Charakter. Eher frühromantisch klang Mendelssohns Sonata d-Moll mit Variationen des Chorals „Vater unser im Himmelreich“, verhalten endend mit dem Streicherklang des Salicional bei geschlossenem Schweller. In frappierenden Wendungen und gewaltigen Steigerungen brachte Eisenberg das Publikum in inneren Aufruhr durch seine virtuosen Improvisationen im Reger-Stil. Besonders reizvoll bearbeitete er das Thema „Hinunter ist der Sonnen Schein“, das er auch als Fuge verarbeitete und aufbrausend steigerte, bis es schließlich ganz verhalten verebbte. Nicht so schnell versiegte der tosende Beifall für dieses klangliche „Feuerwerk“. Die neue Orgel hat damit also ihre „Feuerprobe“ bestanden; künftig wird der Musikliebhaber nicht mehr an diesem etwas versteckten Aufführungsort vobeigehen können. Andreas Kitschke Die nächste Gelegenheit, die neue Orgel zu hören, bietet ein Konzert von KMD Matthias Jacob am 31. Oktober um 16 Uhr.

Andreas Kitschke

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