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Kultur: Große Oper auf zwei Gamben

Jane Achtman und Irene Klein auf musikalischer Spurensuche am Hofe Friedrich des Großen

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Erfrischender und überzeugender lässt sich kaum ein Klischee widerlegen. Mit breiter, vor Selbstbewusstsein strotzender Brust werfen sich die beiden Gamben in die Ouvertüre von Royers Oper „Zaïde“, um nach wenigen Takten schon in neckische Verspieltheiten zu verfallen. Das klingt erfrischend in seinem Wechsel von tänzerischer Strenge und der Ausgelassenheit eines Kostümballs. Töne, so licht und wärmend wie Sonnenstrahlen, die Jane Achtman und Irene Klein auf „Feuer und Bravour. Die Viola da gamba am Hofe Friedrich des Großen“ spielen. Nach der knapp vierminütigen Ouvertüre erst einmal die Stop-Taste am heimischen CD-Spieler gedrückt. Das soll die für ihre Langeweile und Behäbigkeit gerühmte „Berliner Schule“ sein?

Jane Achtman kennt dieses hartnäckige Vorurteil, dass manchen der seit dem 18. Jahrhundert im Berliner Raum entstanden Kompositionen anhaftet. Die von ihr und Irene Klein im vergangenen Jahr eingespielte und im November beim Aachener Label Ramée erschienene CD „Feuer und Bravour“. Die Viola da gamba am Hofe Friedrich des Großen“ ist eine unanfechtbarer Beweisführung in 21 Stücken, wie lebhaft diese „Berliner Schule“ im Grunde war.

Vor 14 Jahren kam Jane Achtman zum ersten Mal mit den für Gamben arrangierten Opernkompositionen in Berührung. In Berlins Bibliotheken liegen zahlreiche Manuskripte solcher Arrangements die zeigen, dass sowohl unter Friedrich der Große (1712-1786) als auch unter seinem Thronfolger Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) die Viola da Gamba einen hohen Stellenwert am Hofe hatte. Einer der größten Virtuosen dieser Zeit lebte sogar am Hofe: Ludwig Christian Hesse.

Mit dessen Arrangement der „Zaïde“-Oper eröffnen Achtman und Klein, seit 1997 zusammen als das Duo Musicke & Mirth sehr erfolgreich, ihre CD. Neben Hesse sind Christoph Schaffrath, Johann Gottlieb Braun und Cembalo-Sonaten von Georg Anton Benda zu hören. Zusammen mit der Cembalistin Barbara Maria Willi und der Cellistin Rebeka Rusó lassen Musicke & Mirth reizvolles, voller überraschender musikalischer Details steckendes Panorama entstehen.

Jane Achtman hofft, dass Musicke & Mirth mit „Feuer und Bravour“ auch in Potsdam, im Schlosstheater am Neuen Palais, bald zu erleben sind. Denn gerade hier, wo diese Musik vor über 200 Jahren entstand und gespielt wurde, ist ein solches Konzert eine Pflicht! Dirk Becker

Musicke & Mirth: Feuer und Bravour. Die Viola da Gamba am Hofe Friedrichs des Großen, Label Ramée

Dirk Becker

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