„Parchim International“ als Doku im Filmmuseum Potsdam: Große Pläne für kleinen Flughafen
Laut quietschend dreht sich die Lampe auf dem kleinen Flughafen-Tower, über die Landebahn läuft ein Hase, ab und zu dreht ein Pilot Übungsrunden mit einem Flugzeug – ansonsten herrscht Stille. Der Flughafen in der Mecklenburgischen Stadt Parchim liegt mehr oder weniger brach und das obwohl er 2007 von einem chinesischen Investor gekauft wurde, der große Pläne schmiedete.
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Laut quietschend dreht sich die Lampe auf dem kleinen Flughafen-Tower, über die Landebahn läuft ein Hase, ab und zu dreht ein Pilot Übungsrunden mit einem Flugzeug – ansonsten herrscht Stille. Der Flughafen in der Mecklenburgischen Stadt Parchim liegt mehr oder weniger brach und das obwohl er 2007 von einem chinesischen Investor gekauft wurde, der große Pläne schmiedete. Von diesen Plänen erzählt der Dokumentarfilm „Parchim International“ von Stefan Eberlein und Manuel Fenn, den Letzterer am vergangenen Dienstagabend im Filmmuseum Potsdam vorstellte.
Über sieben Jahre begleiteten die Filmemacher den Investor Jonathan Pang in seinem unermüdlichen Streben, den Parchimer Flughafen als einen internationalen Begegnungsort von Geschäftsleuten zu etablieren. Herausgekommen ist dabei eine wunderbare Doku-Tragikomödie, die auf der einen Seite die Absurdität Pangs chaotischer Planung herausstellt, auf der anderen Seite aber auch den Menschen hinter dem Investoren zeigt. „Für uns war es ein Glücksfall, dass wir direkt an Pang herangekommen sind“, so Co-Regisseur und Kameramann Manuel Fenn am Dienstag. „Normalerweise ist vor Investoren immer eine große Presseabteilung geschaltet, an der man nicht vorbeikommt, hier gab es nur Pang.“ Durch den direkten Kontakt entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis, das die Stimmung des Films maßgeblich bestimmt. Die Filmemacher sind dicht an Pang dran, zeigen ihn schlafend im Auto oder begleiten ihn zu Business-Gesprächen in China. Gerade die Reisen nach China hätten zu der Erkenntnis geführt, dass Pangs Ideen in China durchaus Sinn ergäben, in Deutschland allerdings weniger, so Fenn. Die Masse an Menschen, die dort bewegt werden müssen, seien enorm. „Wenn man nie dort gewesen ist, kann man sich diese Dimensionen kaum vorstellen.“
In einer Schlüsselszene des Films offenbart sich dann auch Pangs Motivation für das große Projekt. Bei einem Besuch in seinem Heimatdorf erzählt er von den ärmlichen Verhältnissen, in denen er aufgewachsen ist, von seinem Bruder, der an Unterernährung gestorben ist. Als er von seinem verstorbenen Vater spricht, zu dessen Beerdigung er wegen eines Projektes in Afrika nicht nach Hause kommen konnte, bricht er weinend zusammen. Sein Satz „So ist das eben, entweder man hat Familie oder man macht Geschäfte“ hallt noch lange nach. Und so erschließt sich dem Zuschauer, weshalb Pang Bäume abholzen lässt oder Kasinos plant, bevor überhaupt ein Masterplan für den Umbau des Flughafens steht. Man begreift, warum er einen Brandenburgischen Krabbenfischer zu einem Großkonzern umwandeln will – dennoch, die Absurdität bleibt. „Wir sind selbst oft kopfschüttelnd und erschrocken weggefahren“, sagt auch Fenn. „Da wurde eben auch viel Geld in den Sand gesetzt.“ 30 Millionen Euro kostete der Kauf des Flughafens, 47 Millionen investierte Pang für Wiederaufbaumaßnahmen, nun sollen sieben Millionen in den Transport von Passagieren fließen. Der Fortschritt ist kaum sichtbar. Noch immer dreht sich die quietschende Lampe auf dem alten Tower. Der neu erbaute steht leer und ungenutzt gegenüber.
Das Filmmuseum Potsdam zeigt „Parchim International“ am 21.Mai, 17 Uhr, am 22. Mai, 20 Uhr und am 26.Mai, 19 Uhr
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