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Kultur: Grünes Gefiedel zum St. Patricks Day

Fiddler’s Green spielten am Freitag im Lindenpark

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Die Geige spielt grün. Grün als die Farbe von Lebenslust und Entspannung, für Frühling und Zuversicht. Grün als die Farbe, die für den St. Patricks Day steht, den irischen Nationalfeiertag, der am vergangenen Freitag weltweit gefeiert wurde. Und grün eben auch für die Band, die an diesem Abend auf der Bühne des Lindenparks gestanden hat und die Farbe in ihrem Namen trägt: Fiddler’s Green. Eine Band, die weiß, wie sie ihre Fans mit einer Mischung aus typisch irischen Pub-Melodien, fröhlichen Ska-Punk-Einlagen und akustischen Balladen rund zwei Stunden unterhalten kann.

Fiddler’s Green verzichten bei ihrem Konzert im Lindenpark auf Vorbands. Trotzdem ist der Saal mit Musik erfüllt, bevor die sechs Musiker auf die Bühne kommen – der DJ sorgt für eine bizarre Mischung aus Stücken von Johnny Cash bis hin zu irischen Volksliedern. Die Zuschauer stehen dich gedrängt an den Bartischen, trinkend, quatschend. Ruhige Pub-Atmosphäre statt ausgelassener Heiterkeit. Das ändert sich, als Fiddler’s Green mit ihrem Konzert beginnen: Schwitzen, Pogo-Tanz, Hüpfen. Etwa zu einem Song wie „Cotton-Eyed Joe“, eine peinliche „Hymne“ der 90er Jahre, damals gespielt von Rednex. In der Version von Fiddler’s Green klingt das Stück ganz anders, viel besser – nun ist es eine irische Tanznummer mit dominierender Geige, schnell, fröhlich, lebendig.

Die Band zelebriert solche Hits neben normalen Instrumenten wie Gitarre, Schlagzeug und Bass auch mit für Rock-Musik ungewöhnlichen Klangkörpern, etwa Mini-Banjo, Handtrommel oder Flöte. Vielseitigkeit im Klang, ohne Frage. Jedoch strengen die typisch irischen Dudel-Melodien auf Dauer an, nerven fast, der kreativen Enge dieser sehr speziellen Art von Musik wegen.

Vielleicht will der geistige Anführer von Fiddler’s Green, Peter Pathos sein Name, auch deshalb die Band zur Jahresmitte verlassen und von da an dunklere Gothic-Klänge komponieren. Schon im Lindenpark bleibt er oft im Hintergrund, seine Rückzugspläne sind ihm ein wenig anzumerken. So überlässt er auffällig oft dem zweiten Sänger Ralf Albers den Platz am Mikro alleine und konzentriert sich auf seine Gitarre. Doch gelten Mister Pathos die meisten Fanrufe – auch wenn er mit seinen halblangen schwarzen Haaren und den leicht androgynen Gesichtszügen wirkt, als wäre er eine stark gealterte Version von Tokyo Hotel-Sänger Bill Kaulitz. Über die Begeisterung der Fans scheint er sich zu freuen, das breite Grinsen ist nicht gespielt.

Und die Fans wollen richtig feiern. Songs wie „Queen Of Argyll“ oder „Celebrate“ bringen die Zuschauer in Bewegung, der Platz vor der Bühne wird zur Springzone. Balladen zwischendurch sorgen für die nötige Entspannung vor weiteren schnelleren Songs – die Erfahrung von mehr als 1000 Konzerten seit 1990 hat die Band zu einer Bühneneinheit gemacht. Die Freude am Spielen scheint noch vorhanden. Doch wie lang wird die Band ohne ihren Gründer noch existieren? Die Musiker lassen sich mögliche Sorgen nicht anmerken. Warum auch? Der Lindenpark tobt. Sechs Zugaben müssen Fiddler’s Green spielen, bevor sie gehen dürfen. Am Ende tanzen rund zehn Fans aus dem Publikum mit auf der völlig überfüllten Bühne.

Freilich: Nach dem Konzert setzt wieder der Musik-Mischmasch auf irischer Grundlage vom Beginn des Abends ein. Und blitzschnell ist der Saal leer. Im Lindenpark kommt die passende Feieratmosphäre zum St. Patricks Day eben nur mit einer Band wie Fiddler''s Green auf – und nicht mit Pub-Musik.

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