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Von Babette Kaiserkern: Gut für Entdeckungen

Städtische Musikschule im Nikolaisaal: Sinfonische Klänge zum Advent

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Mit den Sinfonischen Klängen zur Adventszeit ist es wie mit den Geschenken unterm Weihnachtsbaum. Sie sind immer gut für Überraschungen und Entdeckungen. Bei dem in diesem Jahr zum achten Mal stattfindenden Benefiz-Konzert im Nikolaisaal, das in bewährter Manier von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse gefördert wurde, überboten sich das Jugendsinfonieorchester und der Gemischte Chor der Städtischen Musikschule „Johann Sebastian Bach“ mit musikalischen Darbietungen aller Art. Für besondere Höhepunkte sorgten die bemerkenswerten Auftritte zweier junger Solistinnen, von denen einer durchaus „Wunderkind“-Züge besaß.

Mit dem Festmarsch aus Richard Wagners Oper „Tannhäuser“ bereitete das Jugendsinfonieorchester unter der umsichtigen Leitung von Jürgen Runge eine volltönende Eröffnungsparade. Von der „verzehrend üppigen Erregtheit“, mit der Wagner nach eigener Aussage sein Werk geschrieben hat, ist in diesem großen symphonischen Marsch nicht direkt etwas spürbar, wohl aber viel wagnertypisch sonore, dunkel dräuende, bläserorientierte Klangfülle. Das passte gut zur starken Bläserfraktionen des Orchesters. Doch auch die jugendliche Streichersektion zeigte sich gut aufgelegt und musizierte sicher und klangschön den ersten Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert. Als Solistin debütierte Luise Sachse mit einer kräftigen Klarinette, deren starker Ton noch nicht ganz mit den spielerischen Qualitäten harmonierte. Dem sauberen und differenzierten Vortrag fehlte noch ein wenig an Charakter und Eigenart, die sich sicherlich noch einstellen werden.

Faszinierend wirkte der Auftritt der jungen Pianistin Salome Jordania mit dem ersten Satz aus Ludwig van Beethovens erstem Klavierkonzert. Dem zierlichen Mädchen, das aus einer bekannten georgischen Musikerfamilie stammt, glaubt man kaum, das es gerade erst zwölf Jahre ist. Mit überlegener Technik, hoher Konzentration und Souveränität meißelte Salome Jordania aus den Noten des vielschichtigen, anspruchsvollen Werks prägnante, fantastisch differenzierte Klangfiguren. Sie spielte mit so viel Bravour, Brillanz und musikalischem Feingefühl, dass das Publikum gebannt zuhörte.

Der anschließende Auftritt des Gemischten Chores unter der engagierten Leitung Marion Kuchenbecker ließ einen wieder in den Mühen der Ebenen landen. Etwas mehr gesanglichen Feinschliff und Präsenz hätte das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Sa?ns schon verdient, gerade angesichts seiner musikalischen Farbigkeit, die vom Orchester gut ausgedrückt wurde. Na, vielleicht gibt es beim nächsten Mal mehr davon, schließlich belohnt dieses schöne Werk die Mühen. Dass Camille Saint-Sa?ns sich von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium anregen ließ und zugleich mit irisierenden Klängen in französisch-romantischer Tradition aufwartete, war schon deutlich zu hören. Bedeutend besser gewachsen war der Chor den a-capella gesungenen Weihnachtsliedern aus Welt. Vom flott dargebotenen „Englischen Gruß“ von Johannes Brahms über Ralph Vaughn Williams schlichtes „O little Town of Bethlehem“ bis zur geheimnisvollen Motette „Bogoroditsye Dyevo“ von Arvo Pärt gab es einige bewegende und klangschöne Höhepunkte. Ein feierliches Zwischenspiel lieferte die kurze „Intrade für Blechbläser“ unter Leitung des Posaunisten Dieter Bethge, die vom Rang des Nikolaisaales gespielt wurde.

Mit der prächtig jubilierenden Vertonung des 150. Psalms von César Franck, ebenfalls einem farnzösischen Spätroamntiker endete das herzerfrischende Konzert in großem allgemeinen Wohlgefallen. Auch der gute Zweck wurde erreicht: Ein Scheck von 4000 Euro konnte die Mittelbrandenburgische Sparkasse an die Johanniter Unfallhilfe überreicht werden.

Babette Kaiserkern

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