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Kultur: Gut gewürzt

Die Singschule mit Rosenscharf und Edelsüß

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Aber sicher, der König und die Königin lieben feingewürzte Speisen, und ganz logisch mag die Prinzessin den Kuchen ihrer Hofbäcker. Aber was machen, wenn sich die Gewürze plötzlich in heftigem Streit befinden, welches von ihnen denn nun das wichtigste, der besondere Liebling ist? Und jedes von ihnen, ob Safran, Pfeffer, Salz, Ingwer, Rosmarin, Chili resp. Paprika, Sternanis und Lebkuchengewürz, meint: „Ich bin das Beste!“ Wie groß das Problem ist, merken alle Beteiligten, als die Prinzessin, die den Streit gar nicht mag, verärgert alle Gewürze wegschickt: „Fort mit Euch, ich brauche Euch nicht.“ Man erinnert sich des Märchens vom König, der seine Töchter befragte, wie sehr sie ihn denn lieben würden. Dereinst verglich die jüngste ihre Liebe mit dem Salz und wurde samt diesem Mineral vom Hofe verbannt, schienen doch riesige Mengen an Gold und Edelsteinen angemessener. Auch dieser König musste lernen, dass die kleinste Menge Salz am Essen das Zünglein an der Waage ist.

Das Thema ist aktuell und betrifft bei weitem nicht nur das Kochen. Insofern ist die Grundidee des Ferienprojekts der Singschule Potsdam e.V. keineswegs „abgegessen“. Das mit 33 Kindern entwickelte „Klang-Farben-Spiel-Gewürz“, dessen Aufführung am Freitagnachmittag in der Friedrichskirche seinen schönen Abschluss fand, führte die jungen Künstler singend, musizierend, gestaltend, tanzend und spielend zum Kern der Sache: Wie kleine Mengen große Wirkung erzielen können. Gewürze stehen da nur stellvertretend für so Vieles im Leben. Dies ohne großen pädagogischen Zeigefinger vermittelt zu haben, kann der musikalischen Leiterin Angela Haupt, der Theaterpädagogin Karina Hellmuth, Angela Frübing, die das bildnerische Gestalten verantwortete, und Thomas Römer, der mit den Kindern an den Orff-Instrumente musizierte, bescheinigt werden. Sie haben sich mit den Kindern während der letzten Ferienwoche mit Gewürzen beschäftigt. Diese probierten sie aus, kosteten sie, rochen, erfuhren über deren Herkunft etwas und stellten sogar Seife her. Das alles im Prozess der Erarbeitung eines neuen Stücks mit Dialogen, musikalischen Einlagen und Liedern, selbstgefertigten Kostümen und Bildern. Die Bühne bestand aus hängenden Papierbahnen mit Symbolen für die Gewürze, einem Tisch, der gleichzeitig Königstafel und Küchentisch war, und drei mit stilisierten Peperoni verzierten Stühlen. Man tauchte ein in das Geschehen durch rhythmische Klänge der Orff-Instrumente, die im Verlauf des Stücks immer wieder wie kommentierend eingesetzt wurden. Es wurde singend kräftig geniest, wie der Jacob Hatschi aus dem Gewürzlied, jener alte Mann mit Schürze und große Kenner der Geheimnisse um alles Würzen. Und die rhythmische Kochlöffel-Performance der Köche, die musikalisch all die Dinge vorstellten, die so ein Koch tun muss, um ein Gericht zu zaubern, war nur eine der vielen amüsanten Einlagen.

Wiewohl, die Situation am Hofe blieb fatal: Die Hofköche kochten, was das Zeug hielt, und dennoch kam ihr Essen immer wieder zurück, bis der König ungnädig selbst am Herd erschien. Nach heftigem Küchen-Protest begab man sich schließlich auf die Suche nach den Gewürzen, die versöhnt und um die Erkenntnis reicher, dass wohl keines von ihnen ohne die anderen auskommen kann, zurückkehrten. Der König verkündete, man wolle zukünftig auch auf das Kleine achten. Schlussgesang und Tanz vereinte alle miteinander – und auch dem kulinarischen Genuss dürfte am Königshof nichts mehr im Wege stehen!Christina Siegfried

Christina Siegfried

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