Kultur: Gut und anspruchsvoll
3. Leibniz-Weihnachtskonzert in der Sternkirche
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3. Leibniz-Weihnachtskonzert in der Sternkirche Ja, genau so war es: Erst wurde gesungen, aus wenigstens 45 jugendlichen Kehlen, 75 Minuten lang, dann gab es Geschenke, Blumen, Wein, Schokolade, und viel Beifall, denn die Sternkirche war am Nachmittag des 4. Advent bis auf den letzten Platz besetzt, sozusagen „ausverkauft“, dabei war es schon das 3. Leibniz-Weihnachtskonzert in Folge gewesen, vor stets vollem Haus. Wer sich auskennt in der Potsdamer Schullandschaft, weiß, dass es dort um das Singen nicht gerade gut bestellt ist, sieht man mal von den leidigen Play-Back-Show-Einlagen ab, die so mancher Heranwachsender für Musik hält. Am Leibniz-Gymnasium dagegen wird schon seit zehn Jahren gut und anspruchsvoll gesungen, vor allem im Chor, der seine Mitglieder aus der 5. bis 13. Jahrgangsstufe rekrutiert. Und wenn ein halbes hundert Sängerinnen und Sänger nach offizieller Verabschiedung in die Weihnachtsferien zwei Tage später dennoch bereit sind, ein weiteres Konzert zu gestalten, spricht das für deren Liebe zur Musik und zu den Musiklehrerinnen. Beides war deutlich wahrzunehmen. Und den Namen der beiden Dirigentinnen sollte man sich merken, den von der Musiklehrerin und Chorleiterin, Katrin Krüger, die wirkungsvoll von ihrer agilen Musikreferendarin Anja Jaekel am Dirigierpult oder an der Gitarre sekundiert wurde. Sicherlich geriet im Chor da und dort ein Ton daneben, mangelte es Alt- und Männerstimmen, manchmal an der nötigen Sauberkeit, aber das ist nicht das Entscheidende. Wichtig war und ist die Atmosphäre, die Freude am Singen und vor allem die Fähigkeit, diese auch zu zeigen. Das ist vor allem den charmanten Sprecherinnen Janine Appel und Jessica Krüger vortrefflich gelungen, denn eine gute Programmansage trägt entscheidend zum Gelingen bei. Wirkungsvoll und äußerst geschickt auch die Dramaturgie des Konzertes: Solo-Auftritte, Chor-Titel wechselten sich mit Sprechertexten ab, wobei „Schuster Konrads Warten auf Gott“ wohl am besten geriet. Höchst anspruchsvoll auch die musikalische Vielfalt: Der kompositorische Bogen spannte sich von Michael Praetorius (um 1600), über Georg Friedrich Händel, Mendelssohn Bartholdy, Rolf Lukowski, die Prinzen bis zu Michail Zugotkin (2003). Letztgenannter war nicht nur als Arrangeur präsent, sondern wirkungsvolle Stütze am (leider arg verschlissenen) Klavier. Besonders lebhaft wurde dieses Instrument von Matthias Suter traktiert, der ein amüsantes Weihnachtsliedermedley zum Besten gab, in dem die „Jingle Bells" und das Marschieren des Nussknackers nicht zu überhören waren. Nicht so gut geriet die Programm-Nr.15. Gerade weil „Sister Act“ hier musikalisch hohe Maßstäbe gesetzt hat, sollte man mit „Oh Maria“ vorsichtiger umgehen. Dafür entschädigten dann insbesondere der „Christmas song“ und „Jingle Bells“ im Arrangement von Lorenz Maierhofer. Letztgenannter Österreicher muss Katrin Krüger besonders am Herzen liegen, denn er ist in den Leibnizkonzerten oft anzutreffen. Zwischendurch und auch am Schluss war die Zuhörerschaft aufgefordert, mitzusingen. Das tat sie dann auch und sang mit Inbrunst das „Guten Abend, schön Abend“ und mit einer Träne der Rührung in so manchem Äuglein das Schöbel/Steineckert''sche „Weihnachten in Familie“. Am 22. Mai ist der Chor des Leibniz-Gymnasiums wieder zu hören, denn genau an diesem Tage wird er zehn Jahre alt. Um allen Fans die Teilnahme an dieser Geburtstagsfeier zu ermöglichen, ist die Friedenskirche angemietet worden.Andreas Flämig
Andreas Flämig
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