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Kultur: Güttlers Ermutigung für die Garnisonkirche

Potsdamer Tafelrunde in den Neuen Kammern

Ludwig Güttler, der in aller Welt berühmte Dresdner Trompetenvirtuose, könnte wohl stundenlang auf seinem Instrument blasen, ohne zu ermüden. Aber er kann auch mit Erzählungen Zuhörer begeistern. Es braucht nur das Wort Frauenkirche zu fallen, und schon ist er dabei, „unendliche“ Geschichten zu erzählen, spannend und humorvoll.

Eigentlich bedurfte er am Montagabend während der Potsdamer Tafelrunde, die halbjährlich unter anderen vom Brandenburgischen Literaturbüro in den Neuen Kammern veranstaltet wird, kein Gegenüber. Moderator Klaus Rost hatte auch wenig Chancen, Ludwig Güttler in die Parade zu fahren. Der Virtuose erzählte über das „Wunder von Dresden“, an dessen Verwirklichung er mit großer Leidenschaft von Anfang an mitwirkte. Der Wiederaufbau der Frauenkirche wurde eines der größten Projekte bürgerlichen Engagements in der Geschichte. Güttler berichtete, wie er stets an das Wunder glaubte, während die Kirchenoberen und Politiker, selbst so manche Dresdner, an die Möglichkeit des Wiederaufbaus zweifelten und auch dagegen waren. So langsam konnte aber in der gesamten Bevölkerung eine emotionale Wende für den Wiederaufbau erreicht werden. Dafür haben sich auch Menschen in aller Welt begeistert, so dass sich mittlerweile 26 Freundeskreise mit 13 000 Mitgliedern gründeten. „Auch heute noch wird sehr nach wie vor für das Gotteshaus gespendet. Monatlich findet man in den Opferstöcken der Frauenkirche zwischen 150 000 bis 180 000 Euro.“

Der ansonsten so streitbare Historiker Arnulf Baring, der die Dresdner Bombennacht am 13. Februar 1945 als Kind miterlebte, kam als weiterer Gesprächspartner, nicht, wie man ihn sonst erlebt, richtig zum Zuge. Bewundernd äußerte er sich über das persönliche Engagement Güttlers für den Wiederaufbau der Frauenkirche, die er einen „Tanzsaal Gottes“ nennt. „Die Deutschen insgesamt haben damit wieder ein Stück ihrer Seele zurück bekommen“, so Baring. „Da kann der Bau eines Schwimmbades nicht mithalten, er schafft keine Identität.“ Und so wurde das Thema Potsdamer Garnisonkirche ins Gespräch gebracht. Die 130 Anwesenden im Gästehaus Friedrich des Großen haben sicherlich auch darauf gewartet.

Güttler betonte, dass es sich an fast keinem anderen Ort Potsdams lohne, aktiv zu werden. „Wenn man es mit dem Herzen will, dann wird man den Wiederaufbau schaffen.“ Und Arnulf Baring meinte: „So wie jetzt Potsdams Mitte aussieht, kann sie nicht bleiben“.

Der Historiker beklagte in diesem Zusammenhang, dass Deutschland ein Land ohne Erinnerung sei. Daran trage die ’68er-Generation Schuld, die eine dauerhafte Ablehnung ihrer Vorfahren zu verantworten habe. „Man reduziert deutsche Geschichte weitestgehend auf die katastrophalen zwölf Jahre nationalsozialistischer Diktatur. Diese Zeit ist natürlich nicht zu bagatellisieren. Doch deutsche Geschichte ist mehr. Auf vieles kann man stolz sein.“ Baring plädierte dafür, dass man die eigene Herkunft wieder entdecken sollte.

Es wurde an diesem Abend deutlich: Die Frauenkirche in Dresden und die Garnisonkirche in Potsdam sind beeindruckende Zeugnisse der Architektur und der Geschichte. Das Bauwerk in Sachsens Hauptstadt erstrahlt in schönstem Glanz, das in der brandenburgischen Hauptstadt wartet noch auf seine Wiedergeburt. „Wir haben dafür die Energie, die Power“, sagte ein Potsdamer, der sich wie die meisten Gäste für den Wiederaufbau der Garnisonkirche engagiert. Und sie wurden immer wieder von Ludwig Güttler temperamentvoll ermutigt, den Weg zum Ziel nicht zu verlassen. Es gab großen Applaus für Baring und Güttler.

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