
© Constanze Henning
Shakespeare-Inszenierungen in Potsdam: Hamlet zu Gast beim großen Gatsby
Das Poetenpack spielt am Samstag den größten aller Shakespeare-Klassiker im T-Werk.
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Das schreckliche Drama beginnt beim Poetenpack mit einer ganz leichten Melodie. Die Frauen tragen lässig-elegante Hängerchen und schicke Retro-Sonnenbrillen, die Männer dandyhaft schmale Anzüge – kurz, das Ensemble wirkt wie eine Gatsbysche Gartenparty. Worum es eigentlich geht, machen große, weiße Buchstaben auf der Bühne klar: Rache.
Das Thema ist natürlich so alt wie neu, genau wie die anderen Kampffelder in „Hamlet“. Mit diesem wohl bekanntesten Shakespeare-Drama kommt das freie Theater Poetenpack, das vor allem für seine Sommer-Inszenierungen vor historischen Kulissen bekannt ist, am Samstag in das T-Werk an der Schiffbauergasse.
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Und so leicht die Stoffe auf der Haut der Schauspieler auch sind, das Thema bleibt schwer: Der junge Hamlet kommt vom Studium zurück nach Hause an den dänischen Königshof – und findet alles verändert vor. Sein Vater ist überraschend gestorben, seine Mutter hat bereits dessen Bruder Claudius geheiratet. Und klar: Bei neuen Männern der Mütter sind Söhne immer misstrauisch – in diesem Fall zu Recht. Hamlet hat allen Grund, anzunehmen, dass Claudius auf den Thron aus war und seinen Vater beseitigt hat: Sein ermordeter Vater erscheint ihm als Geist und bittet Hamlet, ihn zu rächen. Wenn das nur das einzige Problem wäre – aber Hamlet, so scheint es, kann sich bald auf niemanden mehr verlassen. Seine Schulfreunde, Rosenkranz und Güldenstern, sollen ihn aushorchen, ebenso seine Geliebte Ophelia und seine Mutter. Um das Ausmaß an Verrat und Missverstehen noch mal zu vergrößern, lässt Shakespeare seinen Hamlet Wahnsinn vortäuschen. „Ein wunderliches Wesen annehmen“, heißt das bei ihm. Hamlet will so seine Rachepläne verschleiern – allerdings ist natürlich fraglich, bei wie viel klarem Verstand jemand ist, dessen Welt gerade zusammenbricht – und dem der Geist des Vaters erscheint. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf, als sein erster Mordversuch an Claudius scheitert und er dummerweise Polonius, den Vater von Ophelia, erwischt.
Trotzdem mutet der Inszenierung des Poetenpacks unter der Leitung von Andreas Hueck etwas Leichtes an, das mag am schrammelig-schönen Akkordeon-Soundtrack liegen oder auch an der etwas clownesken Art, die Rosenkranz und Güldenstern in ihren karierten Jacketts und weißen Sommerhüten vermitteln. Beim Text aber bleiben die Schauspieler ganz beim großen Drama – und im richtigen Moment wechselt natürlich auch das Akkordeon von beschwingt zu tief traurig.
„Hamlet“, bringt das Poetenpack am kommenden Samstag im T-Werk, Schiffbauergasse 4e, auf die Bühne, Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt kostet zwischen 6 und 14 Euro.
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