Kultur: Harmonisches Miteinander
Uta Meyer und Juliane Maria Sprengel – zwei Sopranistinnen, die sich gut verstehen
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Ihre Zusammenarbeit hat Seltenheitswert. Das wissen auch Uta Meyer und Juliane Maria Sprengel. Seit fünf Jahren singen die beiden Potsdamer Sopranistinnen in Orlando, dem Ensemble für Alte Musik, zusammen. Freiwillig.
„Zwei Sopranistinnen! Muss ich da mehr sagen?“, fragt Uta Meyer. Nein, dazu muss sie nicht mehr sagen. Denn es ist fast schon ein Naturgesetz: Befinden sich zwei Sopranistinnen in einem Raum, fällt die Temperatur deutlich. Konkurrenz ist das diplomatische Wort für diese Situation; Zickenkrieg das inoffizielle. Und so haben sich Uta Meyer und Juliane Maria Sprengel vor ihrem ersten gemeinsamen Konzert auch eher kritisch und distanziert zueinander verhalten. Doch nach diesem Auftritt war beiden schnell klar, dass sie unbedingt etwas zusammen machen müssen. Beide Stimmen sind sich sehr ähnlich, was den besonderen Reiz für gemeinsame Konzerte ausmacht. Am morgigen Donnerstag sind Uta Meyer und Juliane Maria Sprengel zusammen mit dem Organisten Kai Schulze-Forster und dem Lautenisten Konrad Navosak aus ihrem Ensemble Orlando mit dem Programm „Ich will hier bei dir stehen“ im Kammermusiksaal Havelschlösschen zu erleben. Ein Konzert für Renaissance- und Barockmusik zum Karfreitag.
Man muss Uta Meyer und Juliane Maria Sprengel nur im gemeinsamen Gespräch erleben, nach wenigen Minuten wird klar, dass die Harmonie zwischen beiden nicht einfach nur ein Wort ist, um das gemeinsame Singen zu begründen. Da ist Herzlichkeit und Respekt zu spüren, und eine Frische, die nach fünfjähriger Zusammenarbeit doch ein wenig erstaunt.
Herzlichkeit und Frische, das sind auch die beiden Hauptelemente, die den Zusammenhalt und gleichzeitig auch das Besondere bei Orlando ausmachen. In einer Zeit, in der die Gagen für Musiker immer geringer ausfallen, muss mehr als nur pekuniäre Interessen für gemeinsame Auftritte im Vordergrund stehen. Bei Uta Meyer, die als Gesangsdozentin am Institut für Musik und Musikpädagogik der Universität Potsdam arbeitet und der freischaffenden Künstlerin Juliane Maria Sprengel ist das einerseits die Liebe zur Musik aus der Renaissance und dem Barock, dann die kongeniale Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Organisten Kai Schulze-Forster und dem Berliner Lautenisten Konrad Navosak, vor allem aber die Harmonie ihre beider Stimmen.
„Unsere Stimmen ergänzen sich einfach wunderbar“, sagt Juliane Maria Sprengel. Es gibt so viele herrliche Duette für zwei Soprane aus dieser Zeit. Und wenn sich dann die beide Stimmen in chromatischen Linien verlieren, sich so vermischen, dass selbst der geübte Zuhörer sich fragen muss, wer von den beiden denn nun welche Stimme singt, ist das kleine musikalische Wunder perfekt.
Für das Osterprogramm „Ich will bei Dir stehen“, in dem sie anhand der vierzehn Kreuzwegstation den Leidensweg Jesu Christi musikalisch beschreiten, haben die Musiker von Orlando Claudio Monteverdi, Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach ausgesucht. Ein dramaturgisch kontrastreiches Programm. Denn wo bei dem Italiener Monteverdi der Klang im Vordergrund stand, war es bei Schütz das Wort. „Das sind regelrecht kleine Predigten“, sagt Juliane Maria Sprengel. Und dann Bach. Eine Kategorie für sich, dessen geistliche Kantaten für Juliane Maria Sprengel im Grunde Opernarien sind. Lieder von diesen drei bedeutenden Komponisten, die von Schmerz und Verlust handeln und vor allem durch die Frauenstimmen, die ineinander verschmelzen, eine strahlende Schönheit erhalten. Dirk Becker
Das Ensemble Orlando mit „Ich will bei Dir stehen“ am morgigen Donnerstag, 20 Uhr, im Kammermusiksaal Havelschlösschen, Waldmüllerstraße 3a. Karten zum Preis von 25, ermäßigt 15 Euro können reserviert werden unter Tel.: (0331) 748 14 96. Das Konzert ist auch am Karfreitag, 2. April, 15 Uhr, in der Bornstedter Kirche in der Ribbeckstraße zu erleben.
Dirk Becker
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