Kultur: Hauptsache Talent
Suzanne von Borsody gab an HFF intimen Einblick in die hohe Schauspielkunst
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Suzanne von Borsody gab an HFF intimen Einblick in die hohe Schauspielkunst Drei Kameras umkreisten die bekannte Film- und Theaterschauspielerin Suzanne von Borsody während des Gespräches mit Schauspielstudenten der Filmhochschule. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter Borsodys mit vielen Filmpreisen geehrte Wandlungsfähigkeit? Wie bereitet sie sich auf ihre Rollen vor? Was die drei Filmteams und die dreißig gebannten Studenten von dem sehr offenen, sehr herzlichen und sehr heiteren Gespräch mitnehmen werden, sind einige wohlgemeinte Versuche, Talent und Begabung erklären zu wollen, begleitet freilich von eindrucksvollen Demonstrationen ihres Könnens. Immer, wenn der TV-Star das Gefühl hatte, „zu mäandrisch unterwegs“ zu sein, schlüpfte sie – von einem Moment auf den nächsten – in eine Rolle. Sie schluchzte, torkelte durch den Vorführraum und umgarnte schließlich Schauspielprofessor Dieter Berner, der das entspannte Gespräch führte, indem ihre Hand ihn vom Scheitel bis zum Bauch streichelte, um „Erotik“ zu demonstrieren. Eine Staunen machende Begabung, zumal die Schauspielerin so gar nicht unnahbar war. „Ich duze Euch mal“, sagt sie,“ und ihr könnt mich auch duzen.“ Die vielen Fragen, ob sie einfach ein so großes Talent besäße, oder sich auch einiges aneignen hätte müssen, oder ob sie ein Gespür für ihre Wirkung auf der Leinwand hätte, wurden ausführlich besprochen. „,Macht das Sinn? Habe ich das jetzt richtig beantwortet?“, wollte die Borsody dann immer wissen. Nein, es machte nichts, wenn sie wieder einmal abgeschweift war. Die Zuschauer waren gefesselt von dem ihnen gewährten intimen Einblick in die hohe Schauspielkunst. Mit Dieter Berner als Regisseur hat Suzanne von Borsody den Tatort „Schlafende Schöne“ gedreht, der im Frühjahr gesendet wird. Sie spielt dort eine an Parkinson erkrankte Frau, ihr Liebhaber ist ermordet worden, sie selbst ist auf der Flucht vor dem Mörder angefahren worden. Ihr Ehemann sitzt nun an ihrem Krankenbett. Wird er sie verlassen? Wie reagiert er auf die schreckliche Diagnose? Berner erklärt, dass diese Szene als erste des ganzen Films gedreht wurde. Borsody zieht hier bereits alle Register, Trennungsschmerz, maßloses Heulen, die verletzten Blicke, Unsicherheit. „Ich lege am Anfang immer die Latte sehr hoch und schaue dann, wie hoch ich am Ende noch komme,“ beschreibt Borsody ihre Arbeitsweise. Den Studenten wurde bewusst: Hier ist die Latte wirklich hoch gelegt worden. Wie eine von Deutschlands renommiertesten Schauspielerinnen es nun schafft, so konzentriert und glaubwürdig, ja so vollständig, in eine Rolle zu schlüpfen? „Als Schauspieler ist man immer Detektiv und Psychologe", so die Borsody, „wichtig ist herauszufinden, was die Figur wirklich denkt, wenn sie spricht.“ Der Gedanke müsse ehrlich sein. Niemals lügen, so ein Rat vom Vorbild. Was ist wichtig für einen Schauspieler, wollte Berner nach fast zwei Stunden noch wissen, was kann man den jungen Studenten mit auf den Weg geben? „Hauptsache, dass die Hauptsache Hauptsache bleibt“, zitierte Suzanne von Borsody ihre Großmutter. „Mit brennendem Herzen arbeiten, damit man jemanden anzündet, dankbar für das eigene Talent sein, Spaß haben, demütig sein.“ Und zum Schluss noch einmal die Großmutter: „Wenn man Angst hat, dann gibt man dem Teufel die Hand.“
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