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Kultur: Heimatplädoyer

Friedrich Schorlemmer liest heute im Kutschstall

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Friedrich Schorlemmer, der Wittenberger Theologe und Bürgerrechtler, ist ein fleißiger Publizist. Seine Bücher und Predigten lassen den Leser und Hörer nicht kalt, weil er die Substanz unseres Hierseins beleuchtet sowie ein streitbarer Zeitgenosse ist. Eine neue „wittenbergisch‘ Nachtigall“, die ein neues und besseres Lied anstimmt? Martin Luther gab man in der Reformationszeit diesen Namen. Schorlemmer würde diese Bezeichnung vehement ablehnen. Aber dennoch ist er jemand, der seine Stimme laut und energisch erhebt, wenn die Zeiten mit Widrigkeiten aufwarten. Doch kann er auch mit leisen Worten zum Nachdenken, zum Besinnen einladen.

Das neue Buch des Wittenberger Theologen „Wohl dem, der Heimat hat“ (Aufbau Verlag) ist ein stilles, eines, das man nach einmaligem Lesen nicht zur Seite legt, sondern immer wieder gern zur Hand nimmt. Denn Schorlemmers Text ist eine große Ermutigung. Er ist ein Plädoyer für die Heimat, nicht für Heimattümelei. Das Erinnern an den Ort der Kindheit an prägende Menschen, die „mir zugehören und denen ich zugehöre“ ist Heimat. Auch Bilder und Musik, die in das Innere eingegangen sind. Von seiner Kindheit in einem Pfarrhaus im altmärkischen Werben erzählt er liebevoll, von dem gefährdeten Heimatfluss Elbe, an dem er groß geworden und mit dem er bis heute eng verbunden ist. Auch von der himmlischen Heimat, an die er glaubt, dass sie „voll von Musik sein wird“.

Natürlich schreibt Friedrich Schorlemmer auch über die DDR. Als System war sie für ihn und seine Familie keinesfalls Heimat. Das oft gesungene Pionierlied „Unsere Heimat das sind nicht nur die Städte und Dörfer “ galt für ihn nicht als ein neues Heimatlied, sondern eher Paul Gerhardts 350 Jahre alte Verse „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Mit ihnen fühlte er sich beheimatet. Schorlemmer meint, dass er als Pfarrerssohn und Christ zu DDR-Zeiten nicht in einer Nische gelebt habe, sondern in einer Alternativ- und Kontrastwelt. „Der totalitäre Staat hatte kein Macht über uns, dass er total bestimmen konnte, obwohl er es sehr gern wollte“, sagte der Theologe in einem Interview. Im Raum der Kirche, ab 1989 dann über ihn hinaus bis heute, hat Friedrich Schorlemmer gesellschaftliche und politische Konflikte ganz deutlich benannt und für Freiheit und ein gerechtes Zusammenleben gestritten.Klaus Büstrin

Lesung heute 19 Uhr im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.

Klaus BüstrinD

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