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Kultur: Heimspiel für die Souldiva
Sharon Phillips im Foyer des Nikolaisaals
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„Dabadebmbei Dabadadi debadideeeoo“, eine Hand gibt dem Schlagzeuger einen Wink zu schweigen. Schwarze Highheels übernehmen den Rhythmus und stampfen mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldet, karibische Rhythmen auf die Bühne des Foyers im Nikolaisaal. Blonde Rastanester zur Irokesenfrisur aufgetürmt, kurze schwarze Lederjacke und etwas, das aussieht wie eine Reithose mündet in kniehohen schwarzen Stiefeln: Sharon Phillips hat es am Freitagabend geschafft. Der ausverkaufte Nikolaisaal tanzt zu R’n’B, Soul, Salsa und Hiphop-Klängen, für ein paar Minuten sind sämtliche Stühle leer.
Die Sängerin aus Trinidat und Tobago präsentierte an diesem Abend die Songs ihres ersten Solo-Albums, produziert mit ihrem Förderer DJ Mousse T., das in Kürze erscheinen wird. In der Clubszene Europas ist Sharon Phillips seit 2003 mit ihrer Single „Touch me“ und dem folgenden Song „Want2/Need2“ bekannt. Das Konzert im Nikolaisaal am Freitagabend bedeutete für Sharon Phillips ein herzliches Wiedersehen mit dem Potsdamer Publikum. Schon 2007 hatte sie im großen Saal bei „Mousse T. Re-Orchestered“ mit dem Filmorchester Babelsberg gesungen. „Dieses Konzert ist ein Heimspiel“, verriet Sonja Pohlmann vom Nikolaisaal in der Pause. „Viele, die heute hier sind, kennen Sharon vom letzten Mal.“
Die vergangenen elf Monate waren harte Arbeit für Sharon Phillips. Auf der Bühne, angefeuert von konzertfeinen Klassikradiohörern, scheint der Druck sich zu lösen. Die Souldiva muss sich während des Konzerts immer wieder gerührt die Tränen aus dem Gesicht wischen. Auch die Musiker wirken gerührt. Andreas Hillesheim mit Brille und Mütze am Keyboard schickt ein seliges Lächeln an Mütze zwei, Zorno am Bass, der es wieder weiterleitet zu Patrik Fa hinterm Schlagzeug. Florian Walter steht mit seiner Gitarre etwas abseits und scheint in einer Welt für sich versunken.
Eigentlich wirken die Musiker und die Backgroundsängerinnen Luise und Yvonne in ihren weißen Kleidchen zuerst etwas zu harmlos neben der kraftvoll stampfenden, tänzelnden Leder-Sharon. Doch das bleiben nur Äußerlichkeiten. „Das hier sind meine Brüder und Schwestern“ sagt Sharon Phillips immer wieder und wischt sich noch eine Träne aus den Augen. Die Stimmung auf der Bühne ist an diesem Abend sehr familiär. Kleine minimale Gesten reichen und die Musiker gehen auf jeden Wunsch ihrer Sängerin ein. „Ich danke ihnen, dass sie elf Monate ohne Schlaf mit mir verbracht haben, um das Album fertig zu stellen“, sagt Sharon Phillips. Immer wieder wendet sie sich ans Publikum: „Do you love my music?“ Perlenketten wippen bestätigend, schwarze Herrenschuhe tippen den Takt. Auf dem Balkon wird ab der zweiten Hälfte des Konzerts durchgetanzt, aber das ist Sharon Phillips nicht genug „Ich habe hier etwas, das Euch gefallen wird. Wenn Ihr Euch bei diesem Song nicht bewegt, dann wird es der letzte sein.“ Nachhause gehen will aber noch keiner.
Zwei Songs später ist man im Parkett allerdings erleichtert, dass man sich zwischendurch wieder setzen darf und das Konzert trotzdem weitergeht. Sharon Phillips Stimme ist so stark, dass sie den ganzen Raum füllt, mal erinnert sie an ihr Vorbild Grace Jones, mal zieht sie die Töne in die Länge, wie die frühe Whitney Houston. Immer laut, immer mit voller Kraft. Wenn Sharon Phillips zwischen den Songs erzählt, spricht sie nicht, sie rappt. Davon, dass sie sich hoch kämpfen musste, dass sie in der Karibik aufgewachsen ist, aus einer armen Familie kommt, früher auf dem Boden geschlafen hat. Und sie scheint sich zu fragen, ob ihre Zuhörer sich das überhaupt vorstellen können. Dass Musik ihr Leben ist und sie immer wieder hören will, dass das was sie hier auf die Bühne bringt gutes Zeug ist.
„Was war das toll“, hört man nach dem Konzert die helle Stimme einer Frau aus dem Publikum zu ihrem Begleiter sagen. Die intime Atmosphäre auf der Bühne hat sich an diesem Abend auf den ganzen Saal übertragen. Undine Zimmer
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