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Kultur: Heiteres Singspiel

Die Kantorei Kleinmachnow bringt das Leben von Martin Luther King auf die Bühne der Waschhaus Arena

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Rund 150 Kinder und Jugendliche stehen auf dem Podium in der Waschhaus Arena und widmen sich singend, sprechend und spielend dem Leben des amerikanischen Bürgerrechtlers und Nobelpreisträgers Martin Luther King, der vor 40 Jahren, am 4. April 1968, im Alter von 39 Jahren erschossen wurde. Ein großes zeitgenössisches Thema, das die Kantorei Kleinmachnow mit Unterstützung des Förderkreises Kirchenmusik für ihre dritte Auftragsarbeit gewählt hat. Nach szenisch-musikalischen Stücken über Franz von Assisi und Hiob folgte nun das „Szenische Oratorium“: „Ich habe einen Traum – Martin Luther King auf dem Weg in die Gewaltlosigkeit.“

Angesichts der pädagogischen Zwecke und des ideellen Engagements aller Beteiligten, die das gut zweistündige Werk in einem Marathon siebenmal hintereinander aufführen, muss großes Lob ausgesprochen werden. Zu den 150 Sängern des Kinder- und des Jugendchores gesellen sich ein Kammerorchester mit zwölf jungen Musikern sowie zahlreiche Ehrenamtliche, die sich um Ausstattung und Technik kümmern – viele Menschen, die sich vereint haben, um ein gemeinsames Ziel zu verwirklichen.

So ähnlich taten es auch die Menschen in den Südstaaten der USA, als sie immer wieder gegen die Unterdrückung der schwarzen Amerikaner und für soziale Gerechtigkeit kämpften. Martin Luther King war ihr charismatischer Anführer. Er trat konsequent für Gewaltlosigkeit ein. Was ihn wohl am meisten auszeichnete, war seine enorme Redebegabung. Schon als 14-Jähriger gewann er den ersten Redewettstreit, später machten ihn seine Reden weithin bekannt. Die Frage ist, wie man solch ein bewegtes Leben inklusive Reden, Predigten, Briefen sowie historischen Bezügen verständlich musikalisch-dramatisch gestaltet.

Die beiden Macher, der Autor Martin Ahrends und der Musiker Bernhard Opitz, entschieden sich für eine mehrsträngige Geschichte mit Rahmenhandlung, biographischer Erzählung, Gesang. Da ist zum einen die nüchterne Chronologie der Ereignisse, die oft dann auftaucht, wenn es zuvor in kleinen Spielszenen dramatisch zugegangen ist. Großartig gelang die Traumszene mit den beiden Widersachern, die von einem Spielmacher an dünnen Schnüren wie Marionetten zusammengeführt werden – eine gestalterisch und schauspielerisch anspruchsvoll umgesetzte Zukunftsvision.

Da ist zum anderen die Musik, die immer dann besonders tänzerisch-fröhlich klingt, nachdem etwas besonders Bewegendes geschehen ist. Martin Opitz präferiert neben Spirituals am Anfang besonders gern fröhliche Tanzmusik im Stil von Kurt Weill, mal dringt eine Wiener Caféhausgeige hervor, einmal gibt es eine Art von doppelchöriger Motette – eine ziemlich bunte Mischung aus bekannten Melodien. Die Kinder singen unter der Leitung von Karsten Seibt klangschön und inbrünstig, man bewundert auch das Stehvermögen der Kleineren.

Dass Musik und Text gern in einem Widerspruch zueinander stehen und die Bühnenillusion immer wieder relativiert wird, hat Methode. Man entschied sich für die „Brechtsche Dokumentarform“, wie Martin Ahrends im Vorfeld erklärte.

Doch so fehlt ein roter Faden, manches bleibt im Vagen, anderes ist überfrachtet mit Text. Insbesondere die jugendlichen Hauptdarsteller überzeugen mit Spiel- und Gesangstalenten. Es überwiegt der Eindruck eines heiteren Singspiels über einen berühmten Mann, was ja wohl durchaus im Sinne der Macher gewesen ist.

Babette Kaiserkern

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