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Kultur: Hermann Hesse „unplugged“

Andreas Schulte gab „Record Release Party“ zu seiner CD „Zerrissen“ in der Villa Kellermann

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Andreas Schulte gab „Record Release Party“ zu seiner CD „Zerrissen“ in der Villa Kellermann Ihn als „umtriebigen Musiker“ zu bezeichnen, ist nicht zuviel versprochen. Nach seiner Ausbildung an der renommierten Hanns-Eisler-Musikhochschule in Berlin, komponierte Andreas Schulte Kinospots, Trailer, Filmmusik und Werbesongs. In seinem Potsdamer Studio fanden sich illustre Gäste wie Johnny Logan und Dan Lucas ein, um sich ihren Sound von Schulte veredeln zu lassen. Nichtzuletzt war er als Komponist, Arrangeur und Keyboarder von „Petra Zieger & Band“ maßgeblicher Tonsetzer dieser Kult-Rockband. Vor knapp zwei Jahren wurde ihm das Kribbeln in den Fingern zuviel, jetzt wollte Schulte endlich ein eigenes Album aufnehmen. Ab Montag steht „Zerrissen“ in den Läden und am Donnerstagabend gab Schulte mit seiner Band in der Villa Kellermann einen Vorgeschmack auf den Silberling. Ein Flügel, Gitarren und Dutzende Percussion-Instrumente stehen auf der Bühne. Der Blick aus dem Fenster hinaus auf den Abendhimmel über dem Heiligen See bietet ein passendes Ambiente für die emotionsgeladenen Lieder von Schulte. Der Stühle im Saal sind restlos belegt, bis in die letzten Ecken gedrängt, stehen die Zuschauer. Die Songs, die auf der CD mit satten Elektrobeats unterlegt sind, werden für das „unplugged“ - Konzert fast vollständig entkleidet. Arne Assmann steuert hand- und teilweise mundgemachte Percussion bei und Andrea Lando bedient abwechselnd Gitarre und Saxophon. Durch die akustische Fassade wird der Konflikt, den die kalten Beats mit den gefühlsbetonten Texten auf der CD austragen, entspannt aufgelöst. Rainer Lewin setzt seine perlenden Fill-ins sanft auf die Klavierbegleitung Andreas Schultes. Die Texte, er mit seiner tiefen, raumfüllenden Stimme vorträgt, wurden ihm von Peter Babelsberg und seiner Schwester Sabine Ratsch „auf den Leib geschneidert“, wie er selbst sagt. „Sie schreiben mir einfach aus der Seele.“, versichert der Musiker. Ein anderer Mann tat dies auch, ohne Andreas Schulte je gekannt zu haben.: „Ich habe ihn leider verpasst“, so der Potsdamer über Hermann Hesse, eine Inspiration und einflussreiche Bezugsquelle. Zwei Gedichte von Hesse wurden auf „Zerrissen“ eindrucksvoll vertont. Die bis auf die Knochen entfleischte Version von „Verführer“ wirkt beim Konzert tiefer als die CD -Version mit Breitwand-Streichern und Breakbeats. Bei „Meilenweit“ hat Babelsberg den Text um eine Zeile aus einem Hesse-Gedicht geschustert. Als reggae-eske, groovige Nummer muss sich der Hesse-Text im neuen, ungewohnten Umfeld behaupten. „Ich wollte probieren, ob Hesse sich mit Rock und Pop verträgt. Und es hat prima geklappt“. Schulte ist mit dem Resultat des Experiments zufrieden und die Zuschauer scheinbar auch. Lang anhaltender Beifall spornt Schulte zu einer Zugabe an. Mit „Der Himmel schweigt“ bringt er einen seiner größten Hits aus Zieger-Zeiten, sein persönliches „Yesterday“, wie es Wolfgang Martin, der Moderator des Abends, ausdrückt. Der Titel ist in einer runderneuerten Version als Bonustrack auf „Zerrissen“ enthalten. Nach dem Konzert signiert Schulte noch lange CDs, wahrscheinlich ungewohnt für den Potsdamer, der meist im Hintergrund die musikalischen Fäden zieht.

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