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Kultur: Höfisch, galant, erhellend

Potsdamer Hofkonzerte standen zur Eröffnung im Licht der Kronleuchter

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Mit einer dezent glitzernden Tunika bekleidet, trug die Grande Dame des Schauspiels sehr ausdrucksvoll und stimmlich angenehm allerlei Unbekanntes, Kurioses und Interessantes rund um Prunk und Pracht der höfischen Beleuchtungsmittel, speziell der Kronleuchter, vor. Der Vortrag von Annekathrin Bürger zum Eröffnungskonzert der Potsdamer Hofkonzerte am Freitagabend im Schlosstheater mäanderte von der Königlichen Zechliner Glashütte bei Rheinsberg zur „Naturgeschichte einer Kerze“ von Frank Faraday. Er erzählte davon, dass die Preise für Kerzen und Kronleuchter früher bei weitem die für Gemälde und Künstler überstiegen und vieles mehr über Haushalt und Raumausstattung bei Hofe. Leider verlangten die zwischen Anekdote, Erklärung, Zitat und Beschreibung wechselnden Texte kaum schauspielerische Einfühlung. Gepflegt wurde ein eher trocken-sachlicher Stil, der mit einigen Rekordzahlen über Anzahl, Verbrauch und Preise der kostbaren Kronleuchter angereichert war.

In ihrer sechzehnten Saison kreisen die Potsdamer Hofkonzerte um die Themen „Restaurierung“ und „Denkmalpflege“. Als kompetenter Partner fungiert die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die zum gleichen Thema im Juni eine Ausstellung eröffnen wird. Kulturministerin Johanna Wanka, die zum Eröffnungskonzert ins Neue Palais gekommen war, lobte denn auch solch beflissene Kooperationsbereitschaft ausdrücklich. Für das Konzept der illustren Soiree mit dem Motto „Kronleuchter als Symbole der Macht“ zeichnete neben der unermüdlichen Organisatorin Barbara V. Heidenreich diesmal die Kustodin der Schlösser-Stiftung, Käthe Klappenbach, verantwortlich. So geriet die Veranstaltung zu einer erhellenden Mischung aus Kammermusik, Bildprojektionen und Erläuterungen zu Kronleuchtern aller Art und Herkunft.

Am meisten überzeugten die musikalischen Passagen mit der Sopranistin Brigitte Geller, der Flötistin Franziska von Brück sowie Güllen Ada Tanir am Cembalo und Werner Klemm am Cello. Mit Liedern und Arien aus Barock und Frühklassik huldigten sie gebührend dem Geist des Schlosstheaters im Neuen Palais. Zwar hat dieses kleine Theater wohl weder einen Hasse noch einen Händel zu seinen Lebenszeiten gesehen oder gehört. Doch Brigitte Gellers anmutiger Vortrag bot die Gelegenheit zum Vergleich der beiden Starkomponisten des 18. Jahrhunderts, die an den Höfen in Dresden, Wien beziehungsweise in London gefeiert wurden. Johann Adolf Hasses höfisch-galanter, anmutiger Stil trat in der Arie „Nel verd’e dolce aprile“ (Im grünen und süßen April) fein ziseliert und koloraturenreich hervor und wurde von Brigitte Geller mit lieblich-leichter Stimmführung vorgetragen. Von Georg Friedrich Händel sind meist die großen, prunkvollen Opernarien bekannt. Doch es zeigte sich, dass die weniger bekannten intimen, kammermusikalischen Lieder die eigentlichen Kleinode sind. In „Sweet Bird“ wetteifern Flöte und menschliche Singstimme erfindungsreich miteinander. Die Nachahmung der Natur in Gesang und Flöte regt zu vielschichtigen, nachdenklichen und phantasievollen Klängen und Denkfiguren an, umso mehr als diesem Lied ein philosophisches Gedicht von John Milton zugrunde liegt. Schlichter, aber nicht weniger angenehm wirken die beiden Lieder aus den „Neun deutschen Arien“ nach Texten von Barthold Brockes, die das „Irdische Vergnügen in Gott“ kultivieren. Mit lustvoller Komik und voller Anmut trug Brigitte Geller die derb-komischen Lieder von Mozart „Der Zauberer“ und „An Chloe“ vor – Kabinettstückchen des individuellen Gefühlsausdrucks in der vorklassischen Sturm- und Drang-Epoche. Großen Anteil am Gelingen hatte auch die fantastische Flötistin Franziska von Brück, die mit vielen virtuosen Partien aufwartete. Güllen Ada Tanir am Cembalo und Werner Klemm am Cello ergänzten das musikalische Quartett klangvoll und souverän.

Babette Kaiserkern

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