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Musikfestspiele Potsdam Sanssouci 2015: Hommage an gefiederte Sänger

In der Friedenskirche Potsdam Sanssouci wurden am Freitagabend die Musikfestspiele eröffnet - mit einem Aufgebot renommierter Künstler der Alten Musik.

Stand:

Ein Vogel bleibt selten allein – das gilt auch für das Eröffnungskonzert der Musikfestpiele. Blauer Rittersporn – die Potsdam-Blume schlechthin - auf der Bühne in der vollbesetzten Friedenskirche Potsdam Sanssouci setzt ein leuchtendes Signal für das diesjährige Motto „Musik und Gärten“. Dass das Konzert eine klangvolle Hommage an die gefiederten Sänger der Natur bildete, überraschte nicht. Aufgeboten wurde eine renommierte Künstlerriege der Alten Musik, die von Dorothee Oberlinger, Blockflöte, und Dorothee Mields, Sopran, über François Lazarevitch, Flöten und Musette, bis hin zu Rüdiger Lotter, Violine, reichte, vervollständigt vom formidablen Ensemble 1700.

Die dramaturgische Linie orientierte sich weitgehend am musikalischen Material der voraufklärerischen Epoche und folgte dem ästhetischen Ideal der Nachahmung der Natur. Eine jenseits von Zeit und Raum stehende Ausnahme bilden die Flöten-Variationen des blinden Glöckners Jakob van Eyck über den engelhaften Gesang der Nachtigall, welcher im Duett trefflich auf zwei Blockflöten erklingt. Wie exzellent Dorothee Oberlinger das Spiel auf ihrer erlesenen Flötenkollektion beherrscht, zeigt sich auch in Antonio Vivaldis kuriosem Concertino über den Distelfink. Das zilpzalpt und tiriliert so ambitioniert in den höchsten Lagen, als wollte die Kunst einen Wettkampf gegen die Natur führen. Staunende Wow-Effekte löst auch die Sonata Rappresentativa von Heinrich Biber aus.

Auf seiner silbern klingenden, stilechten Stainer-Geige  bringt Rüdiger Lotter diese komische Narretei mit Geflügel, Frosch und Katze gut gelaunt zum Klingen. Vivaldis Frühling und Sommer in der Besetzung mit Blockflöte und Musette – Überraschung ! - darf beim pittoresken Spiel in den pastoralen Hainen von Sanssouci auch nicht fehlen, wenn man in den selbstgezogenen Stilgrenzen bleiben will. Einzig Georg Muffats deftig stampfende Ballett-Suite mit Auftritten verschiedener Nationen fällt etwas aus dem Rahmen der gefiederten Fauna. Weiter hinaus über die höchst kunstfertigen Nachahmungen gehen allein die Gesangsdarbietungen von Dorothee Mields, deren wunderbare Sopranstimme die Magie der Musik  strahlend aufleuchten lässt. Georg Philipp Telemanns „Trauermusik eines kunsterfahrenen Kanarienvogels“ gleicht einer Miniaturoper – so nah beieinander liegen hier affektreiche Klage und furiose Raserei. Am schönsten klingt Dorothee Mields glockenreiner Gesang in den lyrischen Passagen, wie den Händel-Arien „Tu del Ciel ministro eletto“ und der gefühlvollen Zugabe „Lascia ch´io pianga“ – sie bilden die Höhepunkte des abwechslungsreichen, an Spitzenleistungen nicht armen Konzerts.    

Diese Kritik entstand in Zusammenarbeit mit unserem Partner Musikfestspiele Potsdam Sanssouci.

Mehr über die Musikfestspiele erfahren Sie HIER >>

Babette Kaiserkern

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