Kultur: Hommage an gefiederte Sänger Musikfestspiele eröffnen in der Friedenskirche
Ein Vogel bleibt selten allein – das gilt auch für das Eröffnungskonzert der Musikfestspiele. Blauer Rittersporn – eine Züchtung Karl Foersters und somit die Potsdam-Blume schlechthin – auf der Bühne in der vollbesetzten Friedenskirche Potsdam-Sanssouci setzt ein leuchtendes Signal für das diesjährige Motto „Musik und Gärten“.
Stand:
Ein Vogel bleibt selten allein – das gilt auch für das Eröffnungskonzert der Musikfestspiele. Blauer Rittersporn – eine Züchtung Karl Foersters und somit die Potsdam-Blume schlechthin – auf der Bühne in der vollbesetzten Friedenskirche Potsdam-Sanssouci setzt ein leuchtendes Signal für das diesjährige Motto „Musik und Gärten“. Dass das Konzert eine klangvolle Hommage an die gefiederten Sänger der Natur bildete, überraschte deshalb auch nicht.
Aufgeboten wurde eine renommierte Künstlerriege der Alten Musik, die von Dorothee Oberlinger an der Blockflöte und der Sopranistin Dorothee Mields über François Lazarevitch – Flöten und Musette – bis hin zum Violinisten Rüdiger Lotter reichte, vervollständigt vom formidablen Ensemble 1700. Die dramaturgische Linie orientierte sich weitgehend am musikalischen Material der voraufklärerischen Epoche und folgte dem ästhetischen Ideal der Nachahmung der Natur.
Eine jenseits von Zeit und Raum stehende Ausnahme bildeten die Flöten-Variationen des blinden Glöckners Jakob van Eyck über den engelhaften Gesang der Nachtigall, welcher im Duett trefflich auf zwei Blockflöten erklang. Wie exzellent Dorothee Oberlinger das Spiel auf ihrer erlesenen Flötenkollektion beherrscht, zeigte sich auch in Antonio Vivaldis kuriosem Concertino über den Distelfink. Das zilpzalpte und tirilierte so ambitioniert in den höchsten Lagen, als wollte die Kunst einen Wettkampf gegen die Natur führen.
Staunen löste auch die Sonata Rappresentativa von Heinrich Biber aus. Auf seiner silbern klingenden, stilechten Stainer-Geige brachte Rüdiger Lotter diese komische Narretei mit Geflügel, Frosch und Katze gut gelaunt zum Klingen. Vivaldis „Frühling“ und „Sommer“ in der Besetzung mit Blockflöte und Musette – was für eine Überraschung – durfte beim pittoresken Spiel in den pastoralen Hainen von Sanssouci auch nicht fehlen, wenn man in den selbstgezogenen Stilgrenzen bleiben will.
Einzig Georg Muffats deftig stampfende Ballett-Suite mit Auftritten verschiedener Nationen fiel etwas aus dem Rahmen der gefiederten Fauna. Weiter hinaus über die höchst kunstfertigen Nachahmungen gehen allein die Gesangsdarbietungen von Dorothee Mields, deren wunderbare Sopranstimme die Magie der Musik strahlend aufleuchten lässt. Georg Philipp Telemanns „Trauermusik eines kunsterfahrenen Kanarienvogels“ glich einer Miniaturoper – so nah beieinander lagen hier affektreiche Klage und furiose Raserei. Am schönsten klang Dorothee Mields glockenreiner Gesang in den lyrischen Passagen, wie den Händel-Arien „Tu del Ciel ministro eletto“ und der gefühlvollen Zugabe „Lascia ch’io pianga“ – sie bildeten die Höhepunkte des abwechslungsreichen, an Spitzenleistungen nicht armen Konzerts.
Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: