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Kultur: Hüftschwung und Paillettenglitzer Swing Experience

im „Freiland“

Stand:

Eine Reise durch die Zeit ist leichter und schneller möglich, als viele vielleicht glauben. Ein paar Kerzen, zwei rote Vorhänge, eine Jazz- und Swing-Band und den einen oder anderen, der sich gerne mit Federboa und Paillettenkleid in Schale wirft: Viel braucht es nicht, um einen kurzen Tripp in die 20er Jahre zu machen. In die Zeit, in der der Jazz und Swing noch an jeder Straßenecke zu hören war. Am Samstag erlebten sie im freiLand eine spektakuläre Wiederkehr. Die Swing Experience Nr. 2 brachte den Swing und Jazz wieder nach Potsdam.

Ein seltsames Glitzern erfüllte den Raum. Das spärliche Licht der Kerzen und des Kronleuchters wurde von allen Seiten zurückgeworfen und verzauberte den Raum. Pailletten, so weit das Auge reicht, glitzerten mit der nicht ganz zum sonstigen Ambiente passenden Diskokugel um die Wette. Stirnbänder mit Federn zierten die Köpfe, Fliege und Hosenträger perfektionierten die Outfits der Männer. Sogar der ein oder andere Gehstock wurde als besonderes Accessoire auf der Tanzfläche mitgeführt. Wie im Vorfeld gefordert, schienen sich die meisten Besucher der Swing Experience tatsächlich viel Mühe mit ihrer Abendgarderobe gegeben zu haben. Schade, dass Jogginghosen-Träger und Normalgekleidete die beinahe perfekte Illusion des Abends zu zerstören drohten.

Es gab so vieles zu sehen, was die Musik und das Treiben auf der Bühne beinahe in den Hintergrund geraten ließen. Obwohl es dort tatsächlich zwar wenig zu sehen, aber umso mehr zu hören gab. Die vier Mitglieder der Band ShoeSwing Stringers boten zwar nicht unbedingt den Inbegriff einer guten Bühnenshow, ihre Musik erfüllte jedoch bald den gesamten Raum. Und nachdem das anfängliche Kreischen der Violine dank technischer Hilfe auf ein für menschliches Gehör unschädliches Maß gedrosselt wurde, vermischten sie sich mit zwei Gitarren und einem Bass zu einem harmonischen Miteinander. Klangvoll krochen die Töne bis in die letzten Ecken. War auch die gesangliche Einlage keine Sensation, spielte sich musikalisch das meiste sowieso rein instrumental ab. Das jedoch war ein kleines Spektakel. So konnte sich kaum jemand den mal langsameren und mal schnelleren Stücken entziehen, bei denen die Jungs auf der Bühne zwar weiterhin wenig Bewegung zeigten, jedoch umso heftiger in ihre Instrumente hauten. Angetrieben von der guten Laune, die sich gemeinsam mit der Musik verbreitete, waren das Wackeln mit der Hüfte oder das ausgelassene Tanzen im sich stetig mit Publikum füllenden Raum keine Seltenheit.

Und so beschlich einen vor allem bei den ruhigeren Stücken das Bedürfnis, träumerisch die Augen zu schließen und einfach mal eine Runde mitzus(ch)wingen. Swing und Jazz sind im Potsdamer Nachtleben also wieder salonfähig geworden. Und sollte es eine dritte Auflage der Swing Experience geben, lohnt sich der Besuch auch für jene, die nur mal wieder eine kurze Reise durch die Zeit unternehmen wollen. Chantal Willers

Chantal Willers

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