Kultur: Humpa Humpa Tätärä
Der Insolvenz den Kampf angesagt: Das 18. Potsdamer Ska Festival im Lindenpark
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Drückendes Regenwetter, finanzielle Probleme und unsichere Zukunftsaussichten – das sind Widrigkeiten, die beim Ska an Bedeutung verlieren. Denn Ska ist die fröhliche Antwort auf die harte Realität des Lebens. Sozusagen ein unbekümmertes Wegtanzen der Alltagssorgen. Einst in Jamaika von Sklaven und einfachen Arbeitern entwickelt, ist Ska-Musik mittlerweile fest in Europa angekommen und erfreut sich größter Beliebtheit. Und Potsdam ist für europäische Ska-Fans ungefähr so etwas wie das Jamaika der Nordhalbkugel.
Auch beim 18. Potsdamer Ska Festival ging es im Lindenpark wieder einmal multikulturell zu. Ausgelassen war die Stimmung zwischen Finnen, Amerikanern, Argentiniern und der deutschen Fraktion des gepflegten „Off- Beat Rhythmus“. Obwohl die Veranstaltung am Freitag einige Zeit brauchte, um richtig in Fahrt zu kommen. Sehr zum Leidwesen der ersten beiden Bands stimmte sich die Zuschauergemeinde vorerst lieber im großzügig angelegten Freiluftbereich des Lindenparks bei Bratwurst und Fassbier auf den Abend ein.
Mit „Nu Sports“ aus Stuttgart begann sich der Saal dann aber zu füllen. Quirlige Bläsersätze, schnelle Rhythmenwechsel und die knackigen Off- Beat-Anschläge der Gitarre brachten das Publikum langsam auf Zack. Dass die Männer aus dem Schwabenland ihren Spaß auf der Bühne hatten, war nicht zu übersehen. Immer öfter wurden die typischen „Ska-Schlachtrufe“ penetriert: „uff, tzz, uff, tzz, humpa, humpa“, schallte es durch den Saal.
Anschließend setzte Argentiniens Vorzeige-Band „Kramelo Santo“ dem Ganzen die Krone auf. Ihre rockigen Ska-Versionen mit Anleihen von lateinamerikanischen Rhythmen, wie Salsa und Cumbia, lösten auch die letzten Blockaden bei Bewegungsmuffeln. Als besonders überzeugend offenbarte sich die wilde Bühnenshow der bärtigen Ska-Ungeheuer. Alle jene Teile der Band, die nicht durch ihr Instrument an einen Hocker gefesselt waren, tobten in schweißtreibenden Bahnen über die Bühne. Dabei überzeugten die beiden Hauptsänger der Südamerika- Combo nicht nur als Vocalisten und unermüdliche Stimmungsmacher, sondern zeichneten sich zudem als kreative Percussionisten aus.
Noch bevor „The Dualers“ die Bühne betrat, hatte der Lindenpark ein Stück Unbeschwertheit wieder gefunden. Eine Kampfansage an die Insolvenz.
Philipp Kühl
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