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Robin Johannsen

© Uwe Arens

Robin Johannsen im Nikolaisaal Potsdam: „Ich habe immer sehr laut gesungen“

Die Sopranistin Robin Johannsen über ihre unmusikalische Familie und die Kammerakademie Potsdam.

Stand:

Frau Johannsen, wie sind Sie zur Musik gekommen?

Ich wollte immer singen, seitdem ich ganz klein war. Meine Mutter sagt, ich hätte schon gesungen, bevor ich gesprochen habe.

Stammen Sie aus einer musikalischen Familie?

Gar nicht, meine Eltern sind Lehrer und wir haben immer Musik gehört, zu Hause, im Auto. Ich habe ganz besonders die alten Musicals wie „The King and I“ oder „My Fair Lady“ und auch die neuen von Stephen Sondheim geliebt.

Robin Johannsen ist Sopranistin und steht am kommenden Samstag als Solistin beim ersten Symphoniekonzert der Kammerakademie Potsdam auf der Bühne. Geboren wurde Johannsen in Philadelphia. 2002 kam sie als Stipendiatin der Deutschen Oper Berlin nach Deutschland und wurde im darauffolgenden Jahr Ensemblemitglied dieses Hauses. Nach drei Jahren wechselte sie an die Oper Leipzig und ist seit

2008 freischaffend tätig. Sie arbeitet regelmäßig mit der Internationalen Bachakademie Stuttgart unter Helmuth Rilling. Außerdem tritt sie mit Orchestern wie dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski, dem Pittsburgh Symphony Orchestra oder dem Helsinki Philharmonic Orchestra auf. PNN

Sind Sie dann durch die Schule zum Gesang gekommen?

Mit neun Jahren habe ich angefangen, Gesangsunterricht zu nehmen, weil ich immer sehr laut gesungen habe. Meine Mutter dachte, ich würde mich verletzen, deshalb hat sie einen Lehrer für mich gesucht. Auf der Highschool hatte ich dann einen tollen Chorlehrer, der mir Opern vorgestellt hat und sagte: Du kannst so etwas machen. Wenn Du wirklich hart arbeitest.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Als er sagte, dass das aber nicht so leicht sein würde, denn es sei so ein harter Beruf und es gebe keine Garantie für den Erfolg, war das gerade ein großer Reiz und eine Verlockung für mich.

Sie sind dann auf das renommierte Carnegie Mellon Konservatorium in Pittsburgh gegangen.

Ich habe mich für alles beworben, auch für Musical, aber ich habe ein Stipendium für die Opern-Ausbildung bekommen – das bedeutete, dass sie an mich geglaubt haben, an meine Stimme und an meine Zukunft.

Danach kam gleich Europa dran?

Nein, erst habe ich in der Nähe von New York viel vorgesungen und einige Produktionen gemacht, also richtig angefangen zu arbeiten. Ich habe zum Beispiel die Adele aus der Fledermaus gesungen – auf Englisch – und ich habe Konzerte gegeben und die Stimme weiterentwickelt.

Wie kamen Sie auf die Idee, sich bei der Deutschen Oper für ein Stipendium zu bewerben?

Als ich in der Zeitung gelesen habe, dass die Deutsche Oper ein Vorsingen macht, habe ich es einfach versucht. Als meine Mutter davon hörte, ist sie erschrocken, weil Berlin so weit weg von Philadelphia ist. Ich habe sie beruhigt und gesagt: Keine Sorge, die werden mich nicht nehmen. Das ist nur eins von tausend Vorsingen. Ich tue das, um mich zu verbessern und um Erfahrungen zu sammeln. Und natürlich haben sie gerade bei diesem Vorsingen für mich gestimmt.

Sie haben mit der Rolle der Papagena angefangen und viele Mozart-Rollen gesungen, die Barbarina, Konstanze, Susanna, Pamina. Welche Beziehung haben Sie zu Mozarts Musik?

Mit Mozart kann man sich immer weiterentwickeln. Es braucht eine sehr gute Gesangstechnik, aber man muss auch schauspielern können. Es gibt so viele Emotionen in seiner Musik. Man muss alles geben, um Mozart gut zu machen und dann bekommt man auch alles wieder.

Haben Sie eine Lieblingsrolle?

Vielleicht die Konstanze aus der Entführung aus dem Serail, das ist die tollste Partie, ich habe sie neulich erst beim Bremer Musikfest gesungen. Im Oktober erscheint auch eine CD mit einer Neueinspielung von René Jacobs. Aber ich glaube, dass Konstanze meine dramatischste Rolle bleiben wird.

Warum?

Meine Stimme passt einfach gut zu Mozart und zur Barockmusik. In der Staatsoper Berlin habe ich zuletzt die Emma in Georg Friedrich Telemanns Oper "Emma und Eginhard" unter René Jacobs gesungen. Wenn man mit diesem Dirigenten zusammenarbeitet, dann lernt man jeden Tag etwas Neues.

 Das Potsdamer Publikum kennt Sie bereits aus der umjubelten Inszenierung von Mozarts Oratorium „Betulia liberata“, wo sie die Rolle der Amital gesungen haben. Wie war die Zusammenarbeit mit der Kammerakademie Potsdam?

Das war so schön, die haben so schön gespielt, so empfindsam, sie können auch richtiges Piano spielen, sodass ich ganz leise singen konnte. Der Chefdirigent Antonello Manacorda ist auch toll. Ich werde in dieser Saison mit ihm in Turin in der Schöpfung von Haydn singen.

Beim ersten Sinfonie-Konzert der Kammerakademie werden Sie am Samstag drei ganz unterschiedliche Konzertarien von Mozart singen. Ist das eine Premiere?

Die Arie der „Susana Deh vieni – non tardar“ aus dem Figaro habe ich natürlich schon gesungen, aber die anderen beiden sind ganz neu für mich. Zu der großen Arie „Bella fiamma mia“ gibt es eine lustige Geschichte. Es heißt, dass Mozart sie für eine gute Freundin, die Primadonna Josepha Duschek, geschrieben hat. Als er bei ihr zu Besuch war, wünschte Sie sich von ihm eine neue Komposition. Dann sperrte sie ihn ins Gartenhäuschen ein und ließ ihn erst wieder raus, als er etwas zu Papier gebracht hatte. Er hat diese Arie extra schwer gemacht und zu ihr gesagt: Aber du musst das perfekt vom Blatt singen oder ich schmeiße es weg. Sie hat es anscheinend perfekt gesungen.

 Gibt es schon Zukunftspläne?

Ich werde in der Oper von Brüssel mit René Jacobs in Florian Gassmanns „L’opera seria“ singen. Das ist eine komische Oper und ich habe eine lustige Partie darin, die Rolle der Smorfiosa. Es ist schön, wenn man auf der Bühne lustig sein kann. Danach singe ich in einer neuen Produktion an der Berliner Staatsoper in einer Oper von Agostino Steffani.

Sie sind eine viel beschäftigte Sängerin und haben zwei kleine Töchter. Wie schaffen Sie das alles?

Es ist nie langweilig. Man arbeitet bis in die Nacht hinein, damit man alles erledigen kann und noch Zeit für die Familie hat. Mein Mann ist Lehrer für Englisch und Theater und er liebt seinen Beruf. Die Kleinen singen und tanzen auch schon und spielen gerne Theater.

Das Gespräch führte Babette Kaiserkern

Sinfoniekonzert der Kammerakademie Potsdam am Samstag um 19.30 Uhr im Nikolaisaal

ZUR PERSON: Robin Johannsen ist Sopranistin und steht am kommenden Samstag als Solistin beim ersten Symphoniekonzert der Kammerakademie Potsdam auf der Bühne. Geboren wurde Johannsen in Philadelphia. 2002 kam sie als Stipendiatin der Deutschen Oper Berlin nach Deutschland und wurde im darauffolgenden Jahr Ensemblemitglied dieses Hauses.

Nach drei Jahren wechselte sie an die Oper Leipzig und ist seit 2008 freischaffend tätig. Sie arbeitet regelmäßig mit der Internationalen Bachakademie Stuttgart unter Helmuth Rilling. Außerdem tritt sie mit Orchestern wie dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski, dem Pittsburgh Symphony Orchestra oder dem Helsinki Philharmonic Orchestra auf.  (PNN)

Babette Kaiserkern

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