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Kultur: „Ich küsse Glück“

Benefizkonzert zum 60. Geburtstag von UNICEF im Malteser Treffpunkt Freizeit

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Ein Prophet hätte natürlich gewusst, dass jener Tag, als Deutschland Argentinien schlug, für ein Benefiz nicht besonders günstig war. Aber Vorherseher gibt es heute ja nicht, und wen es am Samstag in den Malteser-Treffpunkt Freizeit verschlug, der wurde sogar doppelt belohnt. Während im Saal den 60. Geburtstag von UNICEF mit einem so heiteren wie glanzvollem Konzert der gesammelten Singakademie gefeiert wurde, lief im Vestibül die Übertragung. Man war also rundum bestens versorgt.

Der Aufruf, in 60 deutschen Städten zugunsten des Kinderhilfswerks zu konzertieren, kam von dem Pianisten Lang Lang sowie von der Moderatorin Sabine Christiansen. Sie glauben fest daran, Musik könne „Grenzen überwinden und Brücken bauen“. In der Tat, wer erlebt hat, wie frisch und heiter der Spatzenchor von Brrrasilien oder Po-po-Polynesien sang, verstand schnell, was mit „Kinder helfen Kindern“ gemeint war. Seit seiner Gründung 1946 hat UNICEF in 160 Ländern bei der Verringerung der Kindersterblichkeit mitgeholfen, Impfaktionen organisiert, Wasser und Brot für viele besorgt und somit die Lebensbedingungen von Millionen Kinder allein durch Spendenmittel verbessert, sagte die Leiterin der Potsdamer UNICEF-Gruppe, Petra von Gisteren, in ihrer Begrüßung.

Fast 100 Mitwirkende stellten sich in den Dienst dieses Zieles „Bildung für alle“, neben dem Kinder- und Jugend-Chor auch das „Streichorchester Plus“ und der höchst agile Jugendkammerchor der Singakademie, indes Mitglieder der Jugend-Theatergruppe vom Kulturhaus Babelsberg zwischendurch poetische Texte der „Schreibenden Schüler im Land Brandenburg“ rezitierten. Sie handelten von Bahnhofs-Tauben und Sternen, von der ersten Liebe und anderen Wundern. Das musikalische Oeuvre war höchst opulent, weltgreifend und hiesig, klassisch und modern. Belebend die Darstellung eines Urwaldkonzertes durch den spritzigen „Spatzenchor“, von ganz erstaunlicher Geschlossenheit die neun A-capella-Parts vom Jugendkammerchor gesungen, darunter „Scholem alechem“ und das oft gehörte „Ipharadisi“ aus Afrika, „I get around“ in good Vibration, Spirituals.

Viel Beifall erhielten die von Andreas Hammerschmidt vertonten Worte Paul Flemings „Die Kunst des Küssens“. A-capella gab zuvor auch der Jugend-Chor mit Mendelssohns „Hebe deine Augen auf“ als Doppel-Terzett. Das Streichorchester „Plus“ wartete mit dem „Gold- und Silberwalzer“ von Franz Lehar auf, versuchte sich an der C-Dur-Sinfonie von Karl Friedrich Abel und zeigte anhand der Filmmusiken aus „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ und „Jurassic-Park“ eindrucksvoll die Unterschiede zwischen europäischer und US-Denkart. Die nötigen Arrangements hatten sich die Leiter der jeweiligen Ensemble, Gabriele Tschache und Marion Kuchenbecker besorgt. Die Veranstaltung selbst könnte man mit „Je länger – je lieber“ beschreiben: Zunehmende Freude, wachsende Begeisterung, und auch das Fußball-Spiel trug dazu bei: Gleichstand in der Konzertpause, der erlösende Sieg kurz, nachdem alle Sänger und Musikanten ihre zahlreich gekommenen Gäste mit „Ein schöner Tag zu Ende geht“ verabschiedet hatten.

Keiner hatte etwas verpasst, im Gegenteil: Man bekam doppelt. Ein junger Mann sang nach dem Fernseh-Sieg ganz ausgelassen: Ich küsse Glück! Ich küsse Glück! – Das traf''s genau.

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