Kultur: „Ich weiß, wie viel Sex ich habe“
Martina Brandl heute in der Comedy-Scheune
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Zum fünften Mal lädt Thomas Nicolai heute zur Comedy-Scheune. Mit dabei auf dem Malzboden des Kronguts Bornstedt ist die Berliner Kabarettistin, Sängerin und Autorin Martina Brandl.
Was wird der Zuschauer hier in Potsdam von Ihnen zu sehen bekommen? Spielen Sie die „Böse Diseuse“?
Die böse Diseuse mache ich schon ganz lange nicht mehr. Ich werde eine Geschichte aus meiner Kurzgeschichtensammlung vorlesen und Stand-up-Comedy machen. Singen werden ich weniger, wahrscheinlich nur ein kurzes, kleines Liedchen. Ansonsten erzähle ich lustige Anekdoten aus meinem Leben.
Welches wäre Ihre liebste Berufsbezeichnung: Comedian, Kabarettistin oder Diseuse?
Eigentlich ist Entertainer das Passendste, weil ich interdisziplinär arbeite. Ich erzähle Witze und singe auch.
Haben Frauen einen anderen Humor als Männer?
Das glaube ich weniger. Frauen und Männer lachen eigentlich über dieselben Dinge. Dass weniger Frauen auf den Bühnen stehen, liegt auch daran, dass sie von Natur aus nicht so ein übersteigertes Selbstwertgefühl haben. Da gibt es wesentlich mehr Männer, die mit einem großen Ego durch die Welt marschieren und denken, sie müssten dem Rest der Gesellschaft jetzt ihren Blick auf die Dinge weitergeben.
Haben Sie also auch ein übergroßes Ego?
Anscheinend ja.
Sie sind schon bei „7 Tage, 7 Köpfe“ oder dem „Quatsch Comedy Club“ aufgetreten. Wer ist derzeit ihr Lieblingscomedian im Fernsehen?
Im Moment ist das Dieter Nuhr. Weil er einer der ganz, ganz wenigen ist, der damit auskommt, auf der Bühne intelligente Unterhaltung zu machen, ohne die Leute permanent dabei anzuschreien. Das finde ich sehr angenehm.
Hat der Comedy-Boom zu einem Niveauverlust geführt hat?
Ich halte solche Fragestellungen, ob die Comedy heutzutage flacher ist als früher, für fragwürdig. Meiner Meinung nach hat sich in der Comedy-Szene in den letzten dreißig Jahren nicht viel verändert. Wir hatten schon in den 70er Jahren so Blödelbarden wie Otto, die auch schon Comedy gemacht haben.
Halten sich heutige Comedians nicht zu sehr mit der Betrachtung des Privaten auf, und wird nicht das Politische dabei vernachlässigt?
Wir haben heute immer noch Kabarettisten, die sich politische Kabarettisten nennen, und sich mit hässlicher Perücke als Angela Merkel verkleiden und darauf rumhacken, ob die Frau Sex hat oder nicht. Da rede ich lieber von dem, was ich weiß. Ich weiß, wie viel Sex ich habe. Ich möchte nicht auf der Bühne darüber spekulieren, wie es in irgendwelchen Betten von Politikern aussieht. Das geht weder mich noch andere etwas an.
Sie haben bis 1997 in Musicals gesungen, u.a. in My Fair Lady im Theater des Westens. Ist das Musical nicht grundsätzlich humorfrei?
Das stimmt so ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Meistens ist ein Musical eine Screwball Comedy. Also Comedy pur!
Wie wurde Ihr komische Talent entdeckt?
Ich habe eine Ausbildung zur Wirtschaftskorrespondentin gemacht und nebenher zum Spaß auf dem Kudamm Straßentheater gespielt. Parallel dazu bin ich in der „Scheinbar“ in Berlin-Schöneberg aufgetreten. Man kann sagen, dass ich dort entdeckt worden bin. Wie vieles in meinem Leben war das Zufall.
Ende August wird Ihr erster Roman „Halbnackte Bauarbeiter“ erscheinen. Wovon handelt er?
Es ist die Geschichte einer Frau, Ende dreißig, Single, in Berlin, die diverse amouröse Abenteuer erlebt. Diese Frau hat natürlich überhaupt gar nichts mit mir zu tun. Selbstverständlich ist alles frei erfunden.
Gespräch: Matthias Hassenpflug.
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