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Kultur: Im Bienenstock der Flöten

The Am“rous Flute in den Neuen Kammern

Stand:

Einen passenderen Ort für die „The Am“rous Flute“ („Die verliebte Flöte“) als die Ovidgalerie in den Neuen Kammern konnte es nicht geben. Der Bauherr König Friedrich II. höchstpersönlich hätte das Spiel seines Lieblingsinstruments im Saal mit den galant-frivolen Bildreliefs der Ovidschen Liebesgeschichten sicher genossen.

Das holländische Ensemble „The Am“rous Flut“ führte unter dem Motto „Die ganze Süße des Rokoko“ die hohe Kunst des Flötenspiels im 18. Jahrhundert vor.

Wie kein anderes Instrument verkörpert die Flöte die Epoche des Rokoko mit seinen Träumen von arkadischen Landschaften, Schäferidyllen und Liebesinseln. Dabei sollte es keineswegs erdenschwer, sondern luftig und heiter, elegant und kultiviert zugehen. Wie aus einem Honigstock fliegen die Flötentöne bieneneifrig aus den Block- und Traversflöten heraus. Sie schwärmen, sausen und tänzeln einzeln, paarweise, zu dritt oder zu viert umher und schmeicheln mit anmutigen Rhythmen und gefälligen Harmonien dem Gehör. Die dazu passenden melodischen Gehäuse lieferten zahlreiche Komponisten in ganz Europa, die der gefragten Flötenmode ihren Tribut zollten. Während Johann G. Schickhardt vier Blockflöten in verschiedene, kontrapunktisch geführte Stimmen auffächert, malt Johann Friedrich Fasch im Affetuoso seiner G-Dur-Sonate ein zärtliches Schäferstündchen. Noch hat die Blockflöte den letzten Ton, doch schon bald führt die Traversflöte, die hier noch in ihrer ursprünglichen hölzernen Form gespielt wird.

So erklingt in der Trio-Sonate von Johann Joachim Quantz ein galant-melancholisches Zwiegespräch von Block- und Traversflöte, während bei Georg Philipp Telemann der weiche Klang von zwei Traversflöten mit virtuosen Solopassagen der Altflöte konkurriert. Der aus dem französischen Mutterland der Flöte stammende Pierre Emanuel Loeillet kontrastiert gar zwei Tenorblockflöten mit zwei Traversflöten und führt in ausgesuchten Tonbildern exemplarisch die Eigenheiten der ungleichen Geschwister vor.

Als Meister der honigsüßen Flötentöne erweisen sich die Holländer Koen Dieltiens und Bart Coen an der Blockflöte, sowie Frank Theuns und Stefanie Troffaes an Travers- und Blockflöte. Marian Minnen am Violoncello und Bart Naessens am Cembalo begleiten die verliebten Flöten mit beständigem Summen und possierlichem Zirpen und Trillern von fleißigen Drohnen.

Ein pittoreskes Konzert in der Ovidgalerie über die Ahnen der heutigen Flöte und die musikalischen Vorlieben im Zeitalter von Friedrich dem Großen. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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