Von Philipp Kühl: Im ewigen Jungbrunnen Günther Fischer
gastierte im Nikolaisaal
Stand:
Lang, lang ist es her. Das letzte Mal stand Günther Fischer vor sieben Jahren auf der Bühne des Potsdamer Nikolaisaals. Doch bei vierzig Jahren Bandgeschichte werden ein paar Jahre schnell zu gefühlten Wochen. „War es nur ein Moment?“ lautet daher die verblüfft fragende Überschrift zum Jubiläumskonzert von Günther Fischer und Band.
Wenn man Günther Fischer so hört und sieht, kann man den Verdacht getrost bestätigen. Zuerst einmal nimmt man diesem jugendlich-apart wirkenden Mann kaum sein wahres Alter ab. Viel wichtiger wiegt jedoch die Feststellung, dass auch seine Musik gänzlich ohne Falten geblieben ist. Als Günther Fischer und seine grandios aufspielende Band zu den Instrumenten greifen, fällt kein Staub von den Saiten, sondern der Putz von den Wänden. Die modernen Arrangements beeindrucken durch Vielseitigkeit und Spielwitz.
Ihr Basislager hat die Band um Günther Fischer im Jazzbereich aufgeschlagen. Doch von dort aus brechen sie zu abenteuerlichen Expeditionen nach Funky town oder zu den Stränden Brasiliens auf. Auf ihren Ausflügen heben sie immer wieder seltene Schätze in Form von dynamischen Soloparts, die vom Publikum anerkennend quittiert werden. Wie kostbare Perlen werfen sie sich die Themen zu. Frei nach dem Motto: „Hier bitte, das ist wertvoll. Lass es nicht fallen!“
Ebenso überzeugend präsentieren sich die meditativen Jazzballaden, in denen Günther Fischer viel Gefühl aus seinem Saxophon kitzelt. Fast wird diese tragende Harmonie lebensgefährlich, als der Bandleader im Trance über einen hinter ihm positionierten Monitor stolpert. Ein kurzer Moment des Schrecks, aber es geht noch einmal alles gut.
Das eigentliche Highlight folgt jedoch im zweiten Teil des Konzerts, als Günther Fischer seine Tochter Laura auf die Bühne bittet und ihr die Chance gibt, einige ihrer Kompositionen vorzustellen. Hier wird deutlich, wie sehr der Kontrast zwischen neuen und bewährten Elementen in Günther Fischers Band aufgeht. Glänzend setzt die Band die Jazz- und Soulballaden der jungen Sängerin um. Obwohl Laura Fischer an diesem Abend wie eine trotzige Teenagerin wirkt, die gegen ihren Willen zum Auftritt auf einer Familienfeier gezwungen wird, klingt ihre Stimme warm und erwachsen. Am Ende schafft sie es vielleicht nicht, alle mit ihrer Version von Günther Fischers Song aus „Solo Sunny“ zu überzeugen, aber das Wagnis wird letztendlich mit einem lang anhaltenden Beifall belohnt. Ein Hoch auf die nächsten vierzig Jahre mit Günther Fischer und Band.
Philipp Kühl
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