Kultur: Im Licht
Ausstellungssaison auf der Freundschaftsinsel mit Angelika Fischer und Mareile Manthey eröffnet
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Es ist mutig, dekorative Lampenschirme aus Papier mit Porträts der sagenumwobenen Meereskokosnuss zu kreuzen. Dennoch hat sich eine gemeinsame Schnittmenge gefunden und offenbart sich für den Besucher in der Doppelausstellung „Im Licht“. Im Pavillon auf der Freundschaftsinsel werden den brillanten Schwarz-Weiß-Fotografien Angelika Fischers Leuchten und Schmuckstücke von Mareile Manthey an die Seite gestellt.
Im Pavillon werden Mareile Mantheys Tischleuchten zu bunten Lichtinseln. Auslöser für die teils graphisch, teils blumig daherkommenden Leuchtkörper war das bunt bedruckte zarte Einwickelpapier für Zitrusfrüchte. Damit fing die gelernte Goldschmiedin eines Tages an zu experimentieren. Die fröhlichen Motive, Schriftzüge und die Transparenz des umfunktionierten Papiers machen sich für Liebhaber individuell gefertigter Lampenschirme vorzüglich. Vielleicht nicht so sehr für Puristen geeignet, verströmen sie auf liebenswürdige Weise Behaglichkeit und Wohlfühl-Charme. Weniger verspielt präsentieren sich die Schmuckstücke in der Vitrine. In jedem einzelnen von ihnen bereitet Mareile Manthey den Edel- und Halbedelsteinen eine eigene Bühne. Seit die Schmuckgestalterin im Zuge der Wende die Steinverarbeitung für sich entdeckte, wird jedes Stück von ihr sorgsam ausgewählt und für die Ringe, Ohrringe, Ketten oder Armbänder wirkungsvoll schlicht gefasst.
Was der Goldschmiedin der Stein, ist der Fotografin ihr Motiv. Für ihre fotografische Dokumentation der unter strengstem Naturschutz stehenden „Coco de mer“, auch bekannt als „Doppelkokosnuss“, hat Angelika Fischer im Jahr 2001 für die Zeitschrift „mare“ die Insel Praslin bereist. Auf zwei Inseln des Seychellen-Archipels mitten im Indischen Ozean finden sich die letzten Bestände der urweltlichen Coco de mer-Palmen. Um die bis zu 30 m hohen Baumriesen mit ihrem gigantischen Blattwerk und ihren prachtvollen Riesennüssen zu fotografieren, hat sich die Fotografin über Wochen bereits frühmorgens in die Gebirgswälder begeben. Hier ist die Vegetation so dicht, dass man das Geheimnis der Riesenpalme nur im schräg einfallenden Licht der aufgehenden Sonne erhaschen kann. Bereits wenige Stunden später herrscht für den Rest des Tages ständige Dämmerung. Um Details wie den kleinen Gecko auf Zelluloid zu bannen, der an der Befruchtung der getrennt geschlechtlich wachsenden Coco de mer-Palme beteiligt ist, arbeitete die Fotografin unablässig mit Teleobjektiv, Stativ und lange Belichtungszeiten. Die Fotos zeugen von meisterhafter Könnerschaft, von Ausdauer und einem ausgezeichneten Blick für Details. Die üppig schwellenden Formen der schon immer mit dem weiblichen Körper assoziierten Doppelnuss und der männlichen Blütenstände verschränken sich in den kontraststarken Schwarz-Weiß-Fotografien mit den fächerartig ausgreifenden Blättern und kraftvollen Palmstengeln zum reizvollen Spiel geometrischer Formen. Manche Fotos wirken derart plastisch, dass man geneigt ist, das sich markant auffaltende Blatt oder die schmeichelnde Rundung der Kokosnuss zu ergreifen.
Etwas von dem Zauber und dem Jahrhunderte währenden Mythos rund um die begehrte „Coco de mer“ lebt in diesen Bildern fort.
Bis zum 27. April. Pavillon auf der Freundschaftsinsel, Mi-So 12 – 18 Uhr.
Almut Andreae
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