Kultur: Im Schatten des Vaters
Erstes Konzert der Cammer-Music
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Er teilte das Schicksal vieler Söhne von Übervätern. Obwohl Wilhelm Friedemann Bach als einer der größten Tastenvirtuosen seiner Zeit galt, stand und steht er bis heute im Schatten seines Vaters Johann Sebastian Bach. Wihelm Friedemann war ein unruhiger Geist, der als Prototyp des modernen, freischaffenden Musikers gelten kann. So versuchte Wilhelm Friedemann Bach seinen Lebensunterhalt, mehr schlecht als recht, durch Konzerte, Unterricht und Kompositionen zu verdienen. Auch wenn sein Bruder Carl Philipp Emanuel gesagt haben soll: „Er konnte unsern Vater eher ersetzen, als wir alle zusammengenommen“, und ein entzückter Zeitgenosse gar behauptet hat, dass er im Orgelspiel seinen berühmten Vater übertreffen würde, aus dem Schatten von Johann Sebastian Bach schaffte er es nie.
Diese Bürde trägt auch das erste Konzert der Reihe „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“ im Titel. „Im Schatten des Vaters – W.F. Bach und die Berliner Schule“ ist das Konzert der Potsdamer Cembalistin Sabine Erdmann und der Flötistin Jana Semerádová überschrieben, das zuerst am 26. Februar, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus am Schlaatz und am Tag darauf in der Friedenskirche Sanssouci zu erleben sein wird. Wie schon im vergangenen Jahr bieten die Musiker des Potsdamer Ensembles Die kleine Cammer-Music unter Leitung des Violinisten Wolfgang Hasleder auch 2010 vier Konzerte in der Reihe „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“ an. Und wie im Vorjahr auch an zwei unterschiedlichen Orten: In der Friedenskirche, einem etablierten Ort für klassische Konzerte in Potsdam, und dem Bürgerhaus am Schlaatz, wo klassische Konzerte noch eine Randerscheinung sind.
Es sei erklärtes Ziel von „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“, solche Konzerte auch an Orten zu spielen, an denen man klassische Musik nicht erwartet, sagt Eva Schulze von der kleinen Cammer-Music. Im Schnitt hätten 40 Gäste die vier Konzerte im vergangenen Jahr im Bürgerhaus am Schlaatz besucht. „Und es waren nicht nur die typischen Konzertbesucher.“ Um Hemmschwellen abzubauen, wird auch in diesem Jahr jeweils vor den Konzerten im Bürgerhaus am Schlaatz ein Einführungsgespräch angeboten. Die Konzerte in der Friedenskirche werden wieder um ein Nachtgespräch ergänzt. So wird nach „Im Schatten des Vaters – W.F. Bach und die Berliner Schule“ Cornelius Frömmel, Professor in Göttingen, über „Leben (und Sterben) im Berlin des 18. Jahrhunderts“ sprechen, wo Wilhelm Friedemann Bach 1784 in ärmlichen Verhältnissen verstarb. Dirk Becker
www.cammermusik-potsdam.de
Dirk Becker
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