zum Hauptinhalt
Schattenspiele. Stefan Pietrygas 3 Schatten (nach Rodin), Holz und Pergament, geweißt und bronziert.

©  promo

Von Almut Andreae: Im Schatten, im Licht

Ein Thema – 45 Positionen: Die aktuelle Ausstellung im Kunsthaus Potsdam

Stand:

Zwischen den ersten Höhlenmalereien und den Lichtinstallationen unserer Zeit spannt sich ein gigantisches Spektrum bildnerischen Ausdrucks. Zurückführen lässt es sich auf die Polarität von Hell und Dunkel, Licht und Schatten, Bewegung und Stillstand. Der thematische Dauerbrenner künstlerischer Auseinandersetzung gab auch den Aufhänger für die aktuelle Ausstellung „Das Licht/Der Schatten/Die Kunst“ im Kunsthaus Potsdam. Hier erhalten 45 Künstler des insgesamt 170 Mitglieder starken Vereins wie immer am Ende eines Ausstellungsjahres die Gelegenheit, sich im Rahmen einer Mitgliederausstellung zu präsentieren. Drei Gäste, darunter Rudolf Valenta und Fridolin Frenzel, vervollständigen die Runde.

Von diesen beiden mit Abstand ältesten Teilnehmern der Ausstellung stammen die in ihrer ästhetischen Wirkung mit am modernsten erscheinenden Arbeiten. Das „Objekt für eine Ecke“ aus blau lackiertem Stahl mit einem Schatten werfenden Pendel von Rudolf Valenta entstand bereits vor rund 30 Jahren und damit zu einer Zeit, in der die jüngsten Künstler dieser Ausstellung aufwuchsen. Fridolin Frenzel, der sich seit 2007 mit dem Vogel beschäftigt, zeigt zwei ausdrucksvolle Versionen seiner Vogelbilder in Öl auf Papier aus diesem Jahr.

Fast alle Ausstellungsteilnehmer haben sich an die Vorgabe gehalten, das Thema von Licht und Schatten in klein- bis mittelformatigen Beiträgen in einer paarweisen Formulierung zu fassen. In aller Regel stehen daher pro Künstlerposition jeweils zwei Bilder, Papierarbeiten, Collagen, Fotos, Skulpturen oder Objekte einander gegenüber. Der Kontrast von Licht und Schatten wurde überwiegend so bearbeitet, dass die eine Hälfte der zweiteiligen Arbeit dem Licht, die andere dem Schatten gewidmet ist. Das ist auf eine Weise einleuchtend, birgt aber im Rahmen einer so kleinteiligen Präsentation wie dieser die Gefahr eines für den Betrachter allzu rasch reizlos werdenden Strickmusters. Interessanter erscheinen daher die Beiträge, in denen sich die Künstler mehr einfallen lassen, als die Gegensätze von Hell und Dunkel, von Licht und Schatten miteinander zu konfrontieren. Dort, wo sich in der Bearbeitung des Kontrasts ein Dialog entspinnt, wo der Betrachter aufgefordert ist, selbst Interdependenzen herzustellen, wird es erst richtig spannend. Gleichzeitig zeigt sich, wie unerschöpflich im Grunde die Möglichkeiten sind, sich dem Thema künstlerisch zu stellen. Da gibt es solch stille Arbeiten wie die zwei Pastellzeichnungen auf Japanpapier aus dem Zyklus „shade of sounds“ von Karin Fleischer oder die beiden in unterschiedlichen Violett-Valeurs gehaltenen monochromen Farbstücke aus reinem Pigment von Anita Stöhr-Weber. Frei vor der Wand schwebend wird die vom Bildträger abgelöste Farbhaut hier zum dreidimensionalen Bildwerk.

Was die Künstler mit ihren Beiträgen konkret verbinden, erschließt sich mitunter erst durch die zum Teil mitgegebenen Kommentare. Ein umfangreicher Ordner birgt nicht nur biographische Informationen zu den Künstlern, sondern in vielen Fällen auch aufschlussreiche Statements zu den eingereichten Arbeiten. Auf diese Weise ist zu erfahren, was es mit dem jungen Mönch in dem gleichnamigen Foto von Monika Schulz-Fieguth auf sich hat oder was mit dem Ghetto Nuovo in Venedig, dessen Bedeutung Simone Kornfeld in einem Foto einfühlsam verdichtet. In Arbeiten wie dieser gelingt es, die Dualität von Licht und Schatten so zu konzentrieren, dass sich die Notwendigkeit eines Gegenstücks komplett erübrigt.

Es gehört zur künstlerischen Freiheit, dass sich Künstler im Einzelfalle über die eigentlich angedachte Pärchenbildung pro Position hinwegsetzen. Künstler wie Ernst Gip Ackermann beschreiten hier konsequent einen ganz eigenen Weg. Von ihm ist eine Licht-Ton-Installation zu erleben, die sich aufgrund interaktiver Steuerung in dem Moment bemerkbar macht, wo man als Betrachter dicht genug an sie herangekommen ist. In dem Moment sorgt eine Konstruktion aus Lichtsensoren, Generatoren, Strahlern und Lautsprechern dafür, dass sich Licht- in Klangwellen wandeln. Licht wird hörbar, sobald der Betrachter durch seine Bewegungen und seine Schattenwürfe präsent ist. Dass bei Licht und Schatten auch Bewegung mit im Spiel ist, gerät auch in einigen anderen Beiträgen ins Visier. Eine Entdeckung sind hier die beiden Leuchtkästen von Corinna Rosteck mit Fotografien von reflektierendem Wasser. Für optische Effekte sorgen hier auf der Basis eines speziell entwickelten technischen Verfahrens Lichtreflexe, Spiegelungen und Bewegung. Ganz in den Hintergrund tritt dabei der Schatten.

Geöffnet bis zum 31. Januar (außer vom 23.12.-2.1.) mittwochs, 11-18 Uhr, donnerstags und freitags, 15-18 Uhr und am Wochenende, 12-17 Uhr, im Ulanenweg 9 (Zufahrt Jägerallee)

Almut Andreae

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })