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Theatermacherin. Sika Rautenberg

© mth

Kultur: Im Theater der Sprachen

Sika Rautenberg bietet im „Kuze“ Kurse an

Stand:

Staub glitzert in den letzten Sonnenstrahlen. Auch sein Geruch hängt in der Luft. In einem kleinen Hinterhof, der fast zu malerisch scheint, stehen ein paar Stühle. An den Wänden rankt sich Efeu seinen Weg nach oben. Ein paar nackte Betonstufen führen hinauf zu einer dunklen Tür. Dahinter liegt ein Raum, der gefüllt werden soll, nicht mit Möbeln, sondern mit Sprache.

Schon in einer Sprache gibt es viele Möglichkeiten, sich auszudrücken und kreativ zu sein. Drei Sprachen aber bieten eine noch größere Vielfalt. Das „Theater der Sprachen“ will genau das bieten. Seit Anfang September finden an zwei Tagen in der Woche Proben im „Kuze“, dem Studentischen Kulturzentrum in der Hermann-Elflein-Straße 10, statt, montags in Englisch und mittwochs in Spanisch. Eine in Französisch soll noch folgen. „Ich möchte einen Raum schaffen, der jedem die Möglichkeit gibt, sich frei zu entfalten. Wo niemand Angst haben muss. Einfach einen Raum zum Sprechen“, sagt Sika Rautenberg, Initiatorin und Leiterin des Projektes. Egal welchen Alters, ob Sprachenanfänger, Fortgeschrittener oder Muttersprachler, eingeladen zum Mitmachen ist jeder. Nur gewisse Vorkenntnis der jeweiligen Sprache sollte vorhanden sein. Durch das Sprechen in der Gruppe sollen die Teilnehmer gemeinsam ihre Sprachfähigkeiten verbessern. Deswegen darf auch kein Deutsch gesprochen werden. Der spielerische Aspekt des Theaters soll dabei helfen, den sprachlichen Umgang miteinander zu erleichtern.

In diesem Projekt hat die Deutsch-Amerikanerin ihre Berufung gefunden. Ihre Liebe zum Theater entdeckte sie schon sehr früh. Aber obwohl sie eigentlich Schauspielerin werden wollte, arbeitet die ehemalige Regieassistentin lieber neben als auf der Bühne. „Für den Schauspieler da zu sein, immer an seiner Seite zu sein, das ist es, was ich wirklich machen will. Zu sehen, wie geschriebene Worte in Bewegung und Sprache umgesetzt werden, ist einfach atemberaubend.“

Als Fremdsprachenführerin in die Studios Babelsberg hat es die gebürtige Pariserin, deren Mutter Deutsche, der Vater Amerikaner ist, nach Potsdam verschlagen. Geblieben aber ist sie aus Liebe zur Stadt und seinen Bewohnern. Mit dem „Theater der Sprachen“ hat sie ein für Potsdam komplett neues Projekt auf den Weg gebracht. Lange überlegt habe sie dabei nicht, „die Idee war einfach da.“ Schaffen will sie eine Theateratmosphäre, in der sich Menschen jeden Alters verwirklich können. „Wir machen das, wozu die Leute Lust haben. Aber alles natürlich kreativ.“ Wohin es gehen soll, will sie nicht vorschreiben. Egal ob ein eigenes Theaterstück, ein Klassiker oder eine Show, gemeinsam soll etwas für die Bühne entwickelt werden. Dabei muss jedoch nicht jeder ein Höchstmaß an schauspielerischem Talent aufweisen. Wichtig sind auch Bühnenarbeit und Kostüm, Maske und Technik, alles was eben so zu einem richtigen Theater dazugehört. Deswegen sieht Sika Rautenberg ihr Projekt auch als eine Art Berufsfindungsangebot.

„Wenn jemand Designer werden möchte, soll er kommen und die Kostüme machen. Wenn jemand Kosmetiker werden möchte, kann er die Maske übernehmen.“ Aber noch etwas anderes liegt ihr sehr am Herzen: Integration. „Ich möchte auch den hier Lebenden, die Spanisch oder Englisch als Muttersprache haben, die Möglichkeit geben zu sprechen und Kontakte zu knüpfen. Das Theater, oder eher die Kreativität im Allgemeinen, hilft häufig, über den eigenen Schatten zu springen.“ Eine Lehrerfunktion übernehmen will sie dabei aber nicht. „Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. So lernt der Eine vom Anderen.“ Mit zwei Aufführungen im Jahr hat sich Sika Rautenberg ein hohes Ziel gesteckt. Die erste möchte sie am liebsten schon bis Weihnachten auf die Bühne bringen, auch wenn es bei den zwei Teilnehmern bleibt, die zum ersten Treffen kamen.

Wer im „Theater der Sprachen“ mitmachen möchte, meldet sich unter Tel.: (0331) 273 22 766. Teilnehmerbetrag im Monat 20 Euro, ermäßigt 17 Euro

Chantal Willers

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