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In Gedanken schreibt sie immer: Die Lyrikerin Christiane Schulz.

© Manfred Thomas

Kultur: Immer auf der Suche nach dem Schönen Christiane Schulz schreibt leise Gedichte

Dunkle, dichte Tannen, die eng beieinander stehen, bereiten Christiane Schulz Unbehagen. In lichten Kiefernwäldern dagegen fühlt sich die Potsdamerin frei.

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Dunkle, dichte Tannen, die eng beieinander stehen, bereiten Christiane Schulz Unbehagen. In lichten Kiefernwäldern dagegen fühlt sich die Potsdamerin frei. Zwischen den dünnen Stämmen hindurch kann man in die Weite sehen, auf die Äcker, Seen und Felder der Brandenburgischen Landschaft.

Christiane Schulz’ Gedichte beginnen oft mit einem Naturbild. Sie sammelt Eindrücke und Stimmungen, Gefühle wie Freiheit und Unsicherheit, Ängste. Sie komprimiert das Wesentliche.

Christiane Schulz ist eine zierliche Frau Mitte fünfzig. Unter ihrer hellen fransigen Kurzhaarfrisur guckt sie wie ein kleiner Vogel, wach, aber scheu durch ihre schwarzgerahmte Brille. Auch ihre schmalen Lippen reden und lächeln immer etwas zurückhaltend. Reden sei nie wirklich ihr Ding gewesen, sagt Christiane Schulz. Schreiben fiele ihr leichter.

Bis mittags arbeitet Christiane Schulz im Architektur-Büro ihres Mannes. „Ich mache meine Sachen, zack zack zack. Und bin schnell wieder weg“, sagt sie und die Mundwinkel zucken zu einem kleinen verschmitzen Lächeln. „Dann habe ich viel Zeit für mich.“

Das war nicht immer so. Nach der Wende hat Christiane Schulz ihrem Mann geholfen, sich als Architekt selbstständig zu machen. Es war für beide eine Erleichterung, als er wieder anfangen konnte zu entwerfen. Die Zeiten des Plattenbaus waren endlich vorbei. Christiane Schulz hat alles neu gelernt, die Verwaltung und wie man mit Angestellten umgeht.

Ursprünglich wollte sie selbst Architektur studieren. In Weimar. Stattdessen konnte sie nur Baustoffverfahrenstechnik belegen. Sie hoffte vergeblich auf den späteren Quereinstieg in ihr eigentliches Wunschfach. Nach dem Abschluss des ungeliebten Studiums wurde sie Mutter. Sie blieb, anders als die meisten Frauen mit Kindern in der DDR, zu Hause bei ihrem Sohn und ihrer Tochter. Und sie war dankbar, sich nicht weiter mit den verschiedenen Mischverhältnissen von Beton beschäftigen zu müssen.

Später folgten Anstellungen, in denen sie für Künstler arbeiten konnte, im Filmuseum und einem Betrieb für Umweltgestaltung und bildende Kunst. „Ich war immer auf der Suche nach dem Schönen“, sagt Christiane Schulz über diese Zeit.

Und wann entstand das erste eigene Gedicht? Das ließ sich Zeit bis 1995.

Eine Neigung zum Schreiben hatte sie schon von klein auf. „Aber über die ersten zwei Seiten kam ich meistens nicht hinaus.“ Irgendwann gab es eine Krise in Christiane Schulz’ Leben. „Da möchte ich nicht weiter drüber reden“, sagt sie. „Danach war ich jedenfalls der Meinung ich hätte viel zu sagen.“ Sie fing an, persönliche Erfahrungen zu verarbeiten. „Aber Geschichten schreiben, war es dann auch nicht. Es sprudelte nicht aus mir heraus“, sagt Christiane Schulz.

An einem Nachmittag passierte es dann. Eigentlich wollte Christiane Schulz einen Brief schreiben. Stattdessen las sie auf dem Papier ihr erstes Gedicht. „Und in dem Moment war mir klar, Lyrik wäre wohl meins. Ich wusste auf einmal, was Lyrik ausmacht.“

Und heute? Wie entstehen die Gedichte 15 Jahre später?

„Ich bin immer auf der Lauer“, sagt Christiane Schulz. „Ich setze mich nicht hin zum Schreiben. Die Arbeit passiert im Kopf. Dabei wird geputzt und gebügelt. Und wenn es soweit ist, dann schreibe ich es auf.“

Oft kommen die Einfälle auch unterwegs. Potsdam spielt dabei eine wichtige Rolle für Christiane Schulz. „Die Stadt ist überschaubar, was mir persönlich gut tut.“ Nach der Wende hat sie ihre eigene Heimat neu entdeckt. Wie die schmale Stelle zwischen Heiligem See und Jungfernsee, wo man zur Pfaueninsel rüber sehen kann.Undine Zimmer

Christiane Schulz liest Gedichte zu Werken des Bildhauers Peter Marggraf am Freitag, dem 1. Oktober, 19 Uhr, im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals in der Galerie Bernau, Bürgermeisterstr. 4, 16321 Bernau, Eintritt 10, ermäßigt 8 Euro

, ine Zimmer

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