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Kultur: Immer noch traumatisiert Sibylle Plogstedt stellt ihr Buch „Knastmauke“ vor

Die kommunistische Diktatur ist nicht vergessen. Dass halb Deutschland vor 23 Jahren noch ein anderes Land war, ist nicht nur den ehemaligen DDR-Bürgern allgegenwärtig.

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Die kommunistische Diktatur ist nicht vergessen. Dass halb Deutschland vor 23 Jahren noch ein anderes Land war, ist nicht nur den ehemaligen DDR-Bürgern allgegenwärtig. In welchem Ausmaß aber die 200 000 politischen Häftlinge des längst untergegangenen Regimes heute noch zu leiden haben, ist der breiten Öffentlichkeit nicht bewusst.

Die Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin Sibylle Plogstedt hat 800 ehemalige politische Gefangene zur einstigen Inhaftierung, zu ihrer Situation nach der Haft, zur Rehabilitierung und zu ihrer heutigen Lebenssituation per Fragebogen befragt und mit 25 ehemaligen Gefangenen persönliche Gespräche geführt. Darüber hat sie das Buch „Knastmauke“ geschrieben, aus dem sie am morgigen Donnerstag um 19 Uhr in der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Menschen unter Diktaturen“ lesen wird.

Der Begriff „Knastmauke“ ist ein Wort, das unter den Häftlingen geläufig war und die psychischen Probleme und Eigenarten umschreibt, die sich nach Folter oder langer Haft bei den Eingesperrten einstellten. Über die Bedingungen, unter denen die Häftlinge im Gefängnis leben mussten, und von den körperlichen und psychischen Folgen, die sie davontrugen, erzählt Plogstedt in ihrem Buch.

Durch ihre Studien fand die promovierte Sozialwissenschaftlerin heraus, dass viele der ehemals Inhaftierten immer noch traumatisiert sind und fast die Hälfte der Befragten mit einem Einkommen von unter 1000 Euro im Monat auskommen muss und in Armut lebt. Im Anschluss an die Lesung wird es ein Gespräch mit der Autorin geben. PNN

Lesung und Gespräch finden am morgigen Donnerstag, dem 27. September um 19 Uhr, in der Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 statt. Der Eintritt kostet 3 Euro

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