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Von Dirk Becker: Impulsive Partnerschaft

Melanie Barth und Erich Schachtner zeigen am Freitag, wie gut Musiker miteinander können

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Die Entscheidung für die musikalische Beziehung zwischen Melanie Barth und Erich Schachtner fiel im Auto. 1200 Kilometer an einem Wochenende. Drei Städte für drei gemeinsame Konzerte. Die ersten, die der Gitarrist Erich Schachtner und die Akkordeonistin Melanie Barth zusammen spielten. Ein Jahr liegt das nun zurück. „Wir hatten auf diesen Fahrten viel Zeit, einander besser kennenzulernen“, sagt Erich Schachtner. Dass die Chemie, vor allem die zwischenmenschliche, auch stimmte, darum ging es beiden. Denn versteht man sich so sehr gut, klappt es auch gemeinsam auf der Bühne.

Am Freitag sind Melanie Barth und Erich Schachtner in Potsdam auf der Bühne zu erleben. Ihr zweites Konzert innerhalb kurzer Zeit. Ihr Auftritt im Dezember in der Benkertstraße hatte die Zuhörer derart begeistert, dass eine Wiederholung fast schon zwingend schien.

Es ist ein Sehnsuchtsgefühl, das Melanie Barth und Erich Schachtner mit ihren Instrumenten wecken. Südamerikanische Chorós und Tangos, französisch eingefärbt, wie Melanie Barth sagt. Dazu ein großer Anteil an Improvisation. Eine eigenwillige Welt in der Vermischung von Gitarre und Akkordeon, farbenfroh verspielt, überraschend pulsierend und immer spontan. So spontan wie das Zusammenkommen von Melanie Barth und Erich Schachtner.

Schachtner, bayrische Frohnatur, wie er sich selbst nennt, hatte schon längere Zeit mit dem Percussionisten Evert van der Wal zusammengespielt als er merkte, dass etwas fehlte in dieser Kombination. Seine musikalische Vorliebe für das Südamerikanische brauchte noch etwas Farbe. Freunde erzählten ihm von dieser Akkordeonistin aus Potsdam. Schachtner überlegte nicht lange, recherchierte Melanie Barths Telefonnummer, rief an und fragte sie, ob sie sich eine musikalische Liaison vorstellen könnte. Und so spontan wie Erich Schachtner fragte, so spontan entschied sich Melanie Barth.

„Sympathische Stimme, klarer Kopf und seine Musik passte zu meinem Instrument“, fasst Melanie Barth heute ihre erste Gedanken beim Anruf von Schachtner zusammen. Schon bei diesen ersten Worten schienen sie zu spüren, dass da etwas zusammenpasst. Etwas, das mit Worten nur schwer zu erklären ist, beim musikalischen Kommunizieren aber umso deutlicher wird. Und so verwundert es kaum, dass aus der ursprünglich mit Evert van der Wal als Trio geplanten Zusammenarbeit auch ein Duo entstanden ist.

Bayrische Frohnatur trifft auf Brandenburgische Melancholikerin? Ganz so drastisch sehen es Melanie Barth und Erich Schachtner dann doch nicht. Aber es war Schachtner, der Melanie Barth darüber aufklärte, dass all die Stücke, die sie spielte, in Moll waren. „Ein wenig überrascht war ich schon, denn Gedanken hatte ich mir darüber noch nicht gemacht. Aber Moll ist nun mal die Sprache des Akkordeons“, sagt Melanie Barth. Vielleicht liegt aber gerade darin das Geheimnis ihres Duos Ticó Ticó. Das Dunkle, Melancholische des Akkordeons trifft auf das Luftige, Flirrende der Gitarre. Gemeinsam treibt sie der unvergleichliche Rhythmus der Chorós und Tangos und die Liebe zur Improvisation.

Schon früh merkten Melanie Barth und Erich Schachtner, dass das Spielen vom Blatt, dieser feste Rahmen, ihnen allein nicht genügt. Es ist der Reiz des Unvorhersehbaren, das überraschende Moment, das sie am Improvisieren schätzen. Und auch wenn sie als Ticó Ticó hauptsächlich Fremdkompositionen von Astor Piazzolla, Django Reinhardt oder dem Gitarristen Quique Sinesi spielen, bleibt genug Raum für die eigenen Ideen.

Loslassen können, Vertrauen in den Partner und sich haben, offen sein, Impulse geben und sensibel sein für das, was der andere macht, seien die Voraussetzungen für überzeugendes Improvisieren, sagt Schachtner. So einfach wie das auch klingen mag, beide wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, Musiker zu finden, mit denen es genau so funktioniert. In dieser Hinsicht haben Melanie Barth und Erich Schachtner jetzt den perfekten Partner gefunden. Das hört man spätesten, wenn beide Akkordeon und Gitarre aufeinander treffen lassen.

Ticó Ticó spielen am Freitag, 12. März, um 19.30 Uhr im Kulturraum von „Vision BBS“ in der Benkertstraße 2. Karten zum Preis von 15 Euro können reserviert werden unter kulturgeschehen@email.de oder per Tel.: 0179 45 96 912

Dirk Becker

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