Kultur: In bewährter Tradition
Zweiter Klaviermeisterkurs mit Dimitri Baschkirow bei der Edwin Fischer Sommerakademie
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Von geschlossener Gesellschaft kann bei diesem Meisterkurs nicht die Rede sein. Darauf legt Alexander Untschi großen Wert. Wenn der Potsdamer Pianist in der kommenden Woche wieder zur Edwin-Fischer-Sommerakademie einlädt, ist das Vergnügen nicht allein den elf Pianisten vergönnt. „Zuschauer sind uns immer willkommen“, sagt Untschi. Dann zitiert er den Namensgeber Fischer, der, so Untschi, das Anliegen treffend auf den Punkt brachte: „Wir haben mit Absicht dieses stille Haus gewählt, um miteinander uns den Werken der großen Meister zu widmen, dieses einfache Schloss, das fern dem Getriebe der großen Stadt liegt, zu dem Sie nur zu Fuß auf einem Gang von einer guten Viertelstunde gelangen können. Hier, ohne künstliches Licht, ohne Auto, ohne Telefon, nur von der Natur umgeben, hoffe ich, dass Sie schon auf dem Weg dahin die Unrast, den Alltag, das Allzumaterielle verlieren und vergessen mögen – und so, schon vertraut mit Baum, Wolke und Wind, den Werken empfänglich nahen. Handelt es sich hier ja nicht darum, Ihnen schnell ein paar Stücke beizubringen – – ich habe nichts anderes, nichts Geringeres im Sinn, als Sie vom Klavier fort und zu sich selbst zu führen.“
Das stille Haus, das Alexander Untschi für den mittlerweile fünften Meisterkurs für junge Pianisten ausgewählt hat, ist das Schloss Glienicke. Wie schon im vergangenen Jahr wird Dimitri Baschkirow von Dienstag bis Freitag die elf jungen Musiker aus Deutschland, Österreich und Bulgarien, Spanien, Korea, Russland und der Ukraine ganz im Sinne von Edwin Fischer unterrichten. Ausgewählt hat Alexander Untschi die Teilnehmer aus über 50 Bewerbungen. Im vergangenen Jahr waren es noch 30. „Der Kurs wird immer beliebter, weil es hier nicht um Privatunterricht bei einem großen Pädagogen geht, sondern weil bei uns die Gemeinschaft, das Miteinander, voneinander lernen im Vordergrund steht“, so Untschi.
Alexander Untschi, der in Wien bei Paul Badura-Skoda, einem Schüler von Edwin Fischer, studiert hat, kam vor acht Jahren nach Potsdam. Von Anfang an war er darum bestrebt, die erfolgreichen Kurse unter anderem der beiden Meisterpianisten Wilhelm Kempff und Edwin Fischer wieder zu beleben. Von 1931 bis 1943, also zwölf Jahre, konnten die außergewöhnlichen Kurse stattfinden. Als etwas Besonderes in der Musikwelt galten sie deswegen, weil einige der besten Musiker der damaligen Zeit für junge Menschen da waren und ihnen wertvolle Impulse gaben: neben Kempff, der in Potsdam lebte, und Fischer waren dies Eugen d’Albert, Leonid Kreutzer, der Geiger Georg Kulenkampff, der Cellist Gasparo Cassado oder der Sänger Paul Lohmann. Für seinen ersten Meisterkurs im Sommer 2009 konnte Untschi seinen Lehrer Paul Badura-Skoda gewinnen. Ihm folgten Elisabeth Leonskaja, Karl-Heinz Kämmerling und nun Dimitri Baschkirow. Dirk Becker
Abschlusskonzert des Klaviermeisterkurses mit Dimitri Baschkirow am Donnerstag, dem 3. Juli, um 19.30 Uhr in der Orangerie von Schloss Glienicke. Der Eintritt kostet 20, ermäßigt 10 Euro. Der Meisterkurs beginnt am Montag, dem 30. Juni, um 10 Uhr und ist bis einschließlich Freitag für interessierte Zuhörer geöffnet.
Dirk Becker
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